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Lexikon

Souveräner Staatsfonds

Ein Staatsfonds ist ein Fonds, der Kapital im Auftrag eines Staates anlegt und verwaltet. Er wird durch Haushaltsüberschüsse des jeweiligen Staates finanziert.

Wie funktioniert ein Staatsfonds?

Bei einem Staatsfonds wirkt der Staat als Mittler, indem er risikoarme Staatsanleihen ausgibt und das Geld in riskantere, aber auch ertragreichere Anlagen wie Aktien, investiert. Die Bürger profitieren davon doppelt. Einerseits erwirtschaftet der Staat einen Gewinn, den er dann zum Wohle der Bürger einsetzen kann, andererseits gewährt er ihnen sichere Anlageoptionen.

Gründe für die Bildung von Staatsfonds

Es gibt verschiedene Überlegungen, warum sich ein Staat entschließt, einen eigenen Fonds aufzusetzen.

Schutz vor Inflation

Gerade ein Staat, der über hohe Rohstoffvorkommen verfügt, sieht sich mit der Situation konfrontiert, dass die hohen Einnahmen aus den Rohstoffverkäufen nicht sinnvoll und/oder ohne Schaden für die eigene Volkswirtschaft ausgegeben werden können. Denn würden die erwirtschafteten Erträge komplett ausgegeben, hätte dies eine extreme Inflation zur Folge.

Bildung von Reserven

Rohstoffe sind ein begrenztes Gut, eines Tages werden sie zu Ende gehen. Staaten, die stark von Einnahmen aus Rohstoffverkäufen abhängig sind, müssen für die Zeit nach der Erschöpfung der Rohstoffvorräte vorsorgen. Darum werden Einnahmen aus diesen Verkäufen in andere Industriezweige angelegt, um aus dessen Erträgen künftig den Staatshaushalt zu stützen.

Ausgleich von Preisschwankungen

Rohstoffe unterliegen starken Preisschwankungen. Ein Staatsfonds kann darum die Aufgabe übernehmen, diese Preisschwankungen abzufedern. In Zeiten hoher Verkaufspreise respektive hoher Erträge werden Reserven gebildet, um in Zeiten niedriger Preise die fehlenden Einnahmen durch Rückgriff auf die angelegten Reserven auszugleichen.

Strategische Entwicklungsziele

Von Rohstoffen abhängige Staaten müssen strategische Investitionen tätigen, um ihre Einnahmen zu diversifizieren. Häufig sind darum die Rohstoff- und Entwicklungsfonds miteinander verknüpft. Die Gelder der Fonds werden verwendet, um beispielsweise in zukunftsträchtige Technologien oder neue Industriesektoren zu investieren.

Investition von Devisenüberschüssen

Erzielt ein Staat hohe Devisenüberschüsse, ist ein Staatsfonds ein gutes Mittel, um diese gewinnbringend zu reinvestieren.

Unterschied Staatsfonds und staatliche Pensionsfonds

Die Abgrenzung ist nicht eindeutig. Bei staatlichen Pensionsfonds gibt es konkret Begünstigte, nämlich die Rentner, während beim Staatsfonds der jeweilige Staat der alleinige Begünstigte ist, wenn auch in Vertretung der Bürger. Die Aufgabe eines staatlichen Pensionsfonds ist die Deckung der Rentenansprüche und der künftigen Rentenzahlungen von Beamten oder staatlichen Angestellten, während ein Staatsfonds unterschiedliche Aufgaben übernehmen kann, wie weiter oben erwähnt.

Vorbild Norwegen

Paradebeispiel in Sachen Staatsfonds ist Norwegen. Die Skandinavier haben ihre Erlöse aus dem Verkauf von Öl und Gas über die letzten Jahrzehnte in einem Fonds angelegt, der heute fast 890 Milliarden Euro wert ist. Die durchschnittliche Rendite der letzten 20 Jahre liegt bei sechs Prozent pro Jahr. Doch worin investiert der norwegische Staatsfonds genau?

Der Fonds berücksichtigt drei Anlageklassen: Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Immobilien. Und zwar weltweit. Den größten Anteil machen die Aktien mit zwei Drittel des Kapitals aus. Knapp ein Drittel investiert der Fonds in festverzinsliche Wertpapiere. Der Rest wird in Immobilien angelegt. Mit dem hohen Aktienanteil fährt der Staatsfonds eine eher riskante Anlagestrategie. Die sich allerdings auszahlt. Der Fonds übersteigt das Bruttoinlandsprodukt Norwegens um das Zweieinhalbfache und hat zum Ziel, eine finanzielle Reserve für zukünftige Generationen zu schaffen. Das bedeutet, dass die erwarteten Jahresrenditen des Fonds Regierung und Gesellschaft Norwegens zur Verfügung gestellt werden müssen.

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