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Lexikon

KGV Aktien

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist die wohl wichtigste Kennzahl zur Bewertung von Aktien. So vermuten es zumindest viele Anleger, es gibt jedoch auch einige gravierende Nachteile. Wie immer sollte man sich nie auf nur eine einzige Kennzahl verlassen, sondern sich immer mehrere Kennzahlen zu einem Unternehmen ansehen.

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Aktien KGV einfach erklärt

Das KGV ist definiert als Bruch zwischen aktuellem Aktienkurs (pro Aktie) und dem Gewinn (pro Aktie). Alternativ kann man auch die gesamte Marktkapitalisierung durch den gesamten Unternehmensgewinn teilen. Man erhält das KGV: Wie viele Jahre dauert es, bis der vom Unternehmen erzielte Gewinn pro Aktie den Aktienpreis überschritten hat?

Beispiel KGV

Unternehmen A hat ein KGV von 5. Der Aktienkurs sind 50 EUR, der Gewinn pro Aktie 10 EUR. Wenn ich die Aktie nun für 50 EUR kaufe, so dauert es nur 5 Jahre, bis das Unternehmen genau so viel Gewinn erwirtschaftet wie ich insgesamt bezahlt habe. Der Gewinn steht mir zu 100 % als Aktionär zu. Wenn ich davon ausgehen darf, dass das Unternehmen mindestens noch 5 Jahre lang existiert und der Gewinn in den kommenden Jahren nicht sinkt, dann wäre das vermutlich ein sehr guter Deal.

Rendite und KGV

Unternehmen A hat wieder ein KGV von 5. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die FCF-Rendite (Free Cashflow Rendite) bei 1/5 liegt. Also bei unglaublichen 20 %. Ich habe 50 EUR pro Aktie bezahlt und erhalte jedes Jahr 10 EUR Gewinn, der mir als Aktionär zusteht, daher 10/50 = 20 %. Bei einem KGV von 10 sind wir bei 1/10 = 10 % FCF-Rendite.

Das KGV eignet sich für alle Aktien, um schnell abschätzen zu können, welche FCF-Rendite uns bei einem Direktinvestment erwarten würde, wenn der Gewinn konstant bleibt. Bei Unternehmen mit sehr geringem KGV unter 5 muss man jedoch häufig sehr genau hinsehen: Meistens gibt es einen Grund, warum das Unternehmen so günstig zu haben ist. Oft ist das Unternehmen massiv überschuldet (kurz vor der Insolvenz), in einer Turnaround-Situation, hohen Geldstrafen ausgesetzt, oder rechnet mit starken Umsatz- und Gewinneinbrüchen in den kommenden Jahren.

Wirklich sinnvoll ist das KGV daher nur, wenn man davon ausgehen kann, dass das Unternehmen aktuell kerngesund ist und sich Umsatz- und Gewinn auch in den nächsten 5-10 Jahren wie an Schienen gezogen nach oben entwickeln werden.

KGV Berechnung

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis berechnet man als: Kurs pro Aktie / Gewinn pro Aktie

Trends beim Kurs-Gewinn-Verhältnis

Die Verwendung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV Ratio) hat sich im Laufe der Zeit verändert, und hier sind einige der wichtigsten Veränderungen:

  • Historische Trends: Von 1973 bis 1985 lag das KGV Verhältnis in der Nähe von 10-fach. Nach 1985 stieg das KGV Verhältnis an und erreichte 1992 einen Höchststand von 25,93-fach, bevor es 1995 auf 14,89-fach zurückging. In den letzten fünfzehn Jahren lag das KGV Verhältnis im Durchschnitt bei etwa 19,4-fach, mit Ausnahme der "Großen Rezession".
  • Veränderungen am Markt: Die Dotcom-Blase Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre führte dazu, dass Investoren massenhaft Unternehmen mit ".com" im Namen kauften, was zu viel höheren KGV Verhältnissen führte, die über der von Benjamin Graham empfohlenen "moderaten Obergrenze" lagen. Die Finanzkrise von 2008 hatte ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die KGV Verhältnisse, da viele Unternehmen starke Gewinnrückgänge verzeichneten.
  • Begrenzte Nützlichkeit: Einige Experten argumentieren, dass die Nützlichkeit des KGV Verhältnisses begrenzt ist und dass in bestimmten Situationen andere Bewertungsverhältnisse und -methoden wie die diskontierte Cashflow-Analyse möglicherweise angemessener sind. Das KGV Verhältnis wird auch in den frühen Phasen des Unternehmenslebenszyklus als weniger nützlich angesehen, wenn die Gewinne negativ oder volatil sein können.
  • Schwankungen: KGV Verhältnisse schwanken ständig, da sich der Aktienkurs eines Unternehmens täglich ändert. Das nach vorne gerichtete 12-Monats-KGV Verhältnis des S&P 500 ist erstmals seit Q2 2020 unter den 10-Jahres-Durchschnitt gefallen.

Insgesamt hat sich die Verwendung des KGV Verhältnisses im Laufe der Zeit verändert, und Anleger sollten neben dem KGV Verhältnis auch andere Faktoren berücksichtigen, um ihre Anlageentscheidungen zu treffen.

Bekannte Investoren sprechen sich für das KGV aus

Prominente Befürworter des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV Ratio) sind:

  • Benjamin Graham: Bekannt als Vater des Value-Investings, betonte Benjamin Graham die Bedeutung des KGV Verhältnisses in seinem Buch "The Intelligent Investor". Er war der Überzeugung, dass das KGV Verhältnis ein entscheidendes Instrument zur konservativen Bewertung ist und sah es als eine "moderate Obergrenze" an, innerhalb der sich Investoren bewegen sollten.
  • Warren Buffett: Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten, hat ebenfalls die Bedeutung des KGV Verhältnisses in seiner Anlagestrategie hervorgehoben. Er betonte, dass das KGV Verhältnis eine nützliche Kennzahl zur Bewertung der relativen Attraktivität einer potenziellen Investition ist.
  • Peter Lynch: Peter Lynch, ein angesehener Fondsmanager, betrachtete ebenfalls das KGV Verhältnis als wichtigen Faktor in seiner Anlagestrategie. Er war der Meinung, dass das KGV Verhältnis Investoren helfen kann, unterbewertete Aktien und potenzielle Anlagechancen zu identifizieren.
  • John Neff: John Neff, ehemaliger Portfoliomanager des Windsor Fonds, war für seinen erfolgreichen Value-Investing-Ansatz bekannt. Er nutzte das KGV Verhältnis als eine der Schlüsselkennzahlen, um unterbewertete Aktien zu identifizieren und langfristigen Anlageerfolg zu erzielen.

Diese Befürworter haben die Bedeutung des KGV Verhältnisses bei der Bewertung des Werts und Potenzials von Aktien hervorgehoben, und ihre Anlagestrategien wurden von dieser Kennzahl beeinflusst. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das KGV Verhältnis nur ein Instrument unter vielen in der Finanzanalyse ist, und Investoren sollten auch andere Faktoren berücksichtigen, wenn sie Anlageentscheidungen treffen.

KGV Vor- und Nachteile

Vorteile der Nutzung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) als betriebswirtschaftliche Kennzahl:

  • Einfachheit und Verbreitung: Das KGV ist eine weit verbreitete Kennzahl und einfach zu berechnen. Es vergleicht den aktuellen Aktienkurs eines Unternehmens mit dem Gewinn pro Aktie und bietet somit einen schnellen Überblick über die Bewertung eines Unternehmens.

  • Vergleichbarkeit: Das KGV ermöglicht den Vergleich der Bewertung verschiedener Unternehmen innerhalb derselben Branche oder über verschiedene Branchen hinweg. Es erleichtert Investoren den Vergleich von Unternehmen basierend auf ihrem Ertragspotenzial.
  • Hinweis auf Unterbewertung oder Überbewertung: Ein niedriges KGV kann darauf hinweisen, dass eine Aktie im Vergleich zu ihren Gewinnen unterbewertet ist. Ein hohes KGV kann hingegen auf eine potenzielle Überbewertung hindeuten. Dies kann als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen dienen.

  • Berücksichtigung der Gewinne: Das KGV konzentriert sich auf den Gewinn eines Unternehmens und kann Investoren helfen, die Rentabilität und finanzielle Stabilität eines Unternehmens zu beurteilen. Es bietet einen Hinweis darauf, wie schnell ein Unternehmen seine Gewinne erzielt und ob diese Gewinne nachhaltig sind.

Nachteile der Nutzung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) als betriebswirtschaftliche Kennzahl:

  • Begrenzte Aussagekraft: Das KGV allein bietet nur begrenzte Informationen über die finanzielle Performance eines Unternehmens. Es berücksichtigt nicht andere wichtige Faktoren wie Verschuldung, Liquidität oder zukünftiges Wachstumspotenzial. Eine umfassendere Analyse ist erforderlich.

  • Abhängigkeit von Gewinnschätzungen: Das KGV basiert teilweise auf Gewinnschätzungen, die von Analysten oder dem Unternehmen selbst erstellt werden. Diese Schätzungen können ungenau oder subjektiv sein, was zu Verzerrungen des KGV führen kann.

  • Nicht geeignet für Unternehmen ohne Gewinne: Das KGV ist nicht sinnvoll für Unternehmen, die Verluste erleiden oder keine nachhaltigen Gewinne erzielen. In solchen Fällen kann das KGV irreführende Ergebnisse liefern und andere Kennzahlen müssen betrachtet werden.

  • Kurzfristige Faktoren können das KGV beeinflussen: Das KGV kann von kurzfristigen Faktoren wie außerordentlichen Ereignissen, Änderungen in der Rechnungslegung oder temporären Veränderungen der Gewinne beeinflusst werden. Dies kann zu Verzerrungen führen und die Bewertung eines Unternehmens verfälschen.

Es ist wichtig zu beachten, dass das KGV als alleinige Kennzahl nicht ausreicht, um fundierte Investmententscheidungen zu treffen. Es sollte immer im Kontext anderer finanzieller Kennzahlen und einer umfassenden Unternehmensanalyse betrachtet werden.

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