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Lexikon

KGV: Wie wichtig ist es wirklich?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist die wohl wichtigste Kennzahl zur Bewertung von Aktien. So vermuten es zumindest viele Anleger, es gibt jedoch auch einige gravierende Nachteile. Wie immer sollte man sich nie auf nur eine einzige Kennzahl verlassen, sondern sich immer mehrere Kennzahlen zu einem Unternehmen ansehen.

Das Apple KGV ist seit der Dot-Com Bubble 2002 sehr konstant bei ca. 20. Man kann bei Eulerpool auch in den Bereich 2010 - 2020 hineinzoomen, um es noch deutlicher zu sehen.

Aktien KGV einfach erklärt

Das KGV ist definiert als Bruch zwischen aktuellem Aktienkurs (pro Aktie) und dem Gewinn (pro Aktie). Alternativ kann man auch die gesamte Marktkapitalisierung durch den gesamten Unternehmensgewinn teilen. Man erhält das KGV: Wie viele Jahre dauert es, bis der vom Unternehmen erzielte Gewinn pro Aktie den Aktienpreis überschritten hat?

Beispiel KGV

Unternehmen A hat ein KGV von 5. Der Aktienkurs sind 50 EUR, der Gewinn pro Aktie 10 EUR. Wenn ich die Aktie nun für 50 EUR kaufe, so dauert es nur 5 Jahre, bis das Unternehmen genau so viel Gewinn erwirtschaftet wie ich insgesamt bezahlt habe. Der Gewinn steht mir zu 100 % als Aktionär zu. Wenn ich davon ausgehen darf, dass das Unternehmen mindestens noch 5 Jahre lang existiert und der Gewinn in den kommenden Jahren nicht sinkt, dann wäre das vermutlich ein sehr guter Deal.

Rendite und KGV

Unternehmen A hat wieder ein KGV von 5. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die FCF-Rendite (Free Cashflow Rendite) bei 1/5 liegt. Also bei unglaublichen 20 %. Ich habe 50 EUR pro Aktie bezahlt und erhalte jedes Jahr 10 EUR Gewinn, der mir als Aktionär zusteht, daher 10/50 = 20 %. Bei einem KGV von 10 sind wir bei 1/10 = 10 % FCF-Rendite.

Das KGV eignet sich für alle Aktien, um schnell abschätzen zu können, welche FCF-Rendite uns bei einem Direktinvestment erwarten würde, wenn der Gewinn konstant bleibt. Bei Unternehmen mit sehr geringem KGV unter 5 muss man jedoch häufig sehr genau hinsehen: Meistens gibt es einen Grund, warum das Unternehmen so günstig zu haben ist. Oft ist das Unternehmen massiv überschuldet (kurz vor der Insolvenz), in einer Turnaround-Situation, hohen Geldstrafen ausgesetzt, oder rechnet mit starken Umsatz- und Gewinneinbrüchen in den kommenden Jahren.

Wirklich sinnvoll ist das KGV daher nur, wenn man davon ausgehen kann, dass das Unternehmen aktuell kerngesund ist und sich Umsatz- und Gewinn auch in den nächsten 5-10 Jahren wie an Schienen gezogen nach oben entwickeln werden.

KGV Berechnung

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis berechnet man als: Kurs pro Aktie / Gewinn pro Aktie

KGV Vorteile

  • Einfache Berechnung
  • Logisch leicht nachvollziehbar: Das KGV ist das Umgekehrte zur Rendite: Ein KGV von 10 bedeutet umgekehrt (mit 1 / 10 = 10 %), dass man hier ein Investment mit 10 % Gewinnrendite vor sich hat. Bei einem KGV von 5 hat man 20 % Gewinnrendite, bei einem KGV von 20 nur 5 %.

KGV Nachteile

  • Verschuldung nicht berücksichtigt: Einer der häufigsten Gründe, warum sehr große Unternehmen scheitern: Die Überschuldung nimmt enorm zu, und die Zinszahlungen können nur mit dem erwirtschafteten Gewinn nicht beglichen werden. In diesem Fall ist die Kennzahl "Zinsdeckungsgrad" sehr genau zu betrachten.
  • Wachstum nicht berücksichtigt: Sieht man sich ein Wachstumsunternehmen wie etwa Amazon an, bei denen mehr als 98% des erwarteten Cashflows in der Zukunft befindet, so merkt man schnell: Ein KGV von über 1000 bei Amazon (Jahr 2018) ist wenig aussagekräftig. Amazon reinvestiert den gesamten Gewinn in hochprofitable Langzeitprojekte, so dass nur ein winziger Gewinn jedes Jahr übrig bleibt. Das KGV ist daher dementsprechend verzerrt.
  • Unternehmen ohne Gewinn: Bei Unternehmen, die noch keinen Gewinn erwirtschaften, kann ein KGV nicht berechnet werden. Man könnte bestenfalls das Kurs-Verlust-Verhältnis berechnen, welches bei der Aktienbewertung jedoch wenig hilfreich wäre. Tesla, Twitter, UBS und auch die Deutsche Bank erwirtschafteten in den letzten Jahren keinen Gewinn. Trotzdem haben diese Unternehmen einen Wert.

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