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Lexikon

Internal Rate of Return (IRR)

Das Internal-Rate-of-Return-Verfahren (IRR) ist ein finanzmathematisches Verfahren zur Wertermittlung von Unternehmen oder Aktien. Es baut auf dem Konzept des Abzinsen auf.

Unter dem Abzinsen wird verstanden, dass in der Zukunft liegende Zahlungen auf einen heutigen Barwert umgerechnet werden. Es handelt sich also um eine Rechenoption, mit der der heutige Wert einer erst in der Zukunft eintreffenden Zahlung ermittelt wird. Das Abzinsen ist ein Grundwerkzeug einer jeden Aktienbewertung.

  • Der Wert einer Aktie ergibt sich wie bei jedem anderen Gegenstand aus dem Nutzen, den wir Eigentümer daraus erhalten. Im Falle der Aktie sind es alle künftigen Dividenden und Kurssteigerungen.
  • Die Mittel, die für Unternehmenswachstum, Dividenden und Aktienrückkäufe verwendet werden können, sind die Free Cash Flows.
  • Werden diese auf den heutigen Tag abgezinst, erhalten wir den Unternehmenswert bzw. den Wert je Aktie.

Warum muss überhaupt abgezinst werden?

Ein Euro, der voraussichtlich erst in 10 Jahren eintrifft, ist logischerweise weniger Wert als ein Euro, den wir schon morgen auf unserem Konto haben. Denn wir könnten den Euro, den wir morgen bekommen, ja für 10 Jahre anlegen und hätten in 10 Jahren entsprechend mehr Vermögen.

Um den Effekt des zeitlichen Eingangs der free cashflows zu elimieren, werden die künftigen Free Cash Flows auf ihren heutigen Wert abgezinst. Wenn wir Investoren eine Renditeerwartung von 7% haben, dann ist ein Euro Free Cash Flow in 10 Jahren heute gerade mal einen halben Euro wert. Denn wir können ja den halben Euro für 10 Jahre zu 7% p.a. anlegen, und haben in 10 Jahren damit wieder einen vollen Euro.

Bei der Wertermittlung eines Unternehmens oder einer Aktie nach dem Discounted-Cashflow-Verfahren werden also im ersten Schritt Annahmen über die Entwicklung der Free Cash Flows der kommenden Jahre (z.B. der nächsten zehn Jahre getroffen). Diese werden dann auf den heutigen Tag abgezinst. Für alle weiteren Jahre wird ein sogenannter Terminal Value bestimmt. Es wird die Annahme getroffen, dass sich das Unternehmenswachstum auf die Höhe der langfristigen Wachstumsrate der Weltwirtschaft verlangsamt. Finanzmathematisch bedeutet ein konstantes Wachstum bis in alle Unendlichkeit, dass die Formel der ewigen Rente angewendet werden kann. Der Barwert dieser Formel wird dann noch auf den heutigen Tag abgezinst. Im Anschluss werden die Barwerte aus der Entwicklung der kommenden Jahre und der Barwert des Terminal Value addiert. Und damit ist der Unternehmenswert ermittelt.

Bei der Wertermittlung eines Unternehmen oder einer Aktie nach dem IRR-Verfahren werden vereinfachende Annahmen getroffen. Die jährliche Renditeerwartung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, die addiert werden.

  • Die erste Komponente ist die nachhaltig zu erzielende Wachstumsrate der Gewinne. Dieses jährliche Gewinnwachstum ist als langfristig zu erwartender Durchschnittswert zu verstehen. Er kann aus der historischen Wachstumsrate des Unternehmens, aus der von Finanzanalysten erwarteten künftigen Wachstumsrate des Unternehmens, aus der Wachstumsrate der Branche oder aus eigenen Annahmen gebildet werden. Wichtig ist, dass diese künftig zu erwartende Wachstumsrate so realistisch wie möglich gewählt wird. Langfristig "muss" der Aktienkurs mit der Gewinnwachstumsrate ansteigen, damit sich die Bewertung der Aktie (z.B. auf Basis EV/EBIT oder KGV) nicht verändert.
  • Die zweite Komponente ist die Free Cash Flow Rendite, die nach Berücksichtigung der Wachstumsinvestitionen zur Verfügung steht. Um die Free Cash Flow Rendite zu errechnen, wird der erwirtschaftete Free Cash Flow durch die aktuelle Marktkapitalisierung geteilt. Die entspringende Rendite kann den Aktionären entweder in Form von Dividendenzahlungen und/oder in Form von Aktienrückkäufen zugeführt werden.
  • Langfristig betrachtete beträgt die Renditeerwartung nach dem IRR-Modell also die Summe aus Kursanstieg, der sich durch das nachhaltige Gewinnwachstum ergibt und der Rendite, die der Aktionär über Dividenden auf sein Konto bekommt.

Das IRR-Modell zur Bestimmung der Renditeerwartung eines Unternehmens ist ein sehr leicht zu errechnendes Modell. Das bedeutet aber nicht, dass die Berechnung der Renditeerwartung mit diesem Modell einfach ist. Denn die Kunst bzw. Schwierigkeit liegt daran, die nachhaltig zu erzielende Gewinnwachstumsrate pro Jahr zu bestimmen. Diese ist für langfristige Investoren ein sehr großer Werthebel.

Beispiel

Ein einfaches Beispiel zur Veranschaulichung des IRR ist der Kauf einer Immobilie. Angenommen, Sie möchten eine Immobilie kaufen und erwarten, dass Sie jährlich Mieteinnahmen von 10.000 Euro für die nächsten fünf Jahre erhalten. Darüber hinaus planen Sie, die Immobilie nach fünf Jahren für 100.000 Euro zu verkaufen.

Um den IRR zu berechnen, müssen Sie den Barwert dieser zukünftigen Cashflows mit verschiedenen Zinssätzen vergleichen. Nehmen wir an, Sie verwenden eine Excel-Tabelle oder einen Finanzrechner, um den IRR zu berechnen, und Sie stellen fest, dass der IRR 8% beträgt. Das bedeutet, dass die Rendite Ihrer Investition 8% beträgt, was höher ist als beispielsweise der Zinssatz auf Ihrem Sparkonto.

Dieses Beispiel zeigt, dass das IRR-Verfahren Ihnen bei der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten helfen kann, indem es Ihnen eine Rendite gibt, die Sie mit anderen Investitionen vergleichen können. Wenn der IRR höher ist als die Renditealternativen, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass die Investition rentabel sein könnte.

Risiken des IRR-Modells

Das IRR-Modell hat einige potenzielle Risiken und Einschränkungen, die berücksichtigt werden sollten:

  1. Annahmen über Cashflows: Das IRR-Modell basiert auf Annahmen über zukünftige Cashflows. Diese Annahmen können auf Unsicherheiten oder Prognosefehlern beruhen, was zu Ungenauigkeiten bei der Berechnung des IRR führen kann. Kleine Abweichungen in den erwarteten Cashflows können zu erheblichen Veränderungen des IRR führen.
  2. Nicht berücksichtigte Cashflows: Das IRR-Modell berücksichtigt nur die Cashflows, die während der Projektlaufzeit auftreten. Es berücksichtigt jedoch nicht die Cashflows außerhalb dieses Zeitraums, wie zum Beispiel Restwerte oder Liquidationszahlungen. Dies kann zu einer verzerrten Bewertung führen, insbesondere bei Projekten mit langen Laufzeiten oder bedeutenden zukünftigen Cashflows.
  3. Annahme der Reinvestition: Das IRR-Modell geht davon aus, dass die erhaltenen Cashflows zu einem festen Zinssatz reinvestiert werden können. Dies kann in der Realität jedoch schwierig sein, insbesondere wenn der Marktrendite niedriger ist oder geeignete Investitionsmöglichkeiten begrenzt sind. Die tatsächlichen Reinvestitionsmöglichkeiten können die Rendite des Projekts beeinflussen und das IRR-Modell kann diese Faktoren nicht berücksichtigen.
  4. Unzureichende Berücksichtigung von Risiken: Das IRR-Modell betrachtet die Rendite isoliert und berücksichtigt nicht ausreichend Risiken, die mit dem Projekt verbunden sein können, wie zum Beispiel Marktrisiken, operationelle Risiken oder finanzielle Risiken. Es ist wichtig, diese Risiken separat zu analysieren und in die Investitionsentscheidung einzubeziehen.
  5. Vergleichbarkeit verschiedener Projekte: Das IRR-Modell kann bei der Vergleichbarkeit von Projekten Einschränkungen haben, insbesondere wenn die Projekte unterschiedliche Laufzeiten oder Cashflow-Profile haben. In solchen Fällen kann der interne Zinssatz zu ungenauen oder irreführenden Vergleichen führen.

Es ist wichtig, diese Risiken und Einschränkungen des IRR-Modells zu beachten und es als ein Werkzeug zur Bewertung von Investitionen zu verwenden, das in Verbindung mit anderen Bewertungsmethoden und einer umfassenden Risikoanalyse betrachtet werden sollte.

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