Varta Aktie Update: was ist mit dem Batteriechampion aus Deutschland geschehen?
Die Aktie der Varta AG ist in den letzten 12 Monaten um knapp 75 % gefallen. Wir wollen in diesem Update herausfinden, was sich seit der letzten Analyse fundamental am Unternehmen geändert hat und ob sich hier eine interessanten Einstiegsgelegenheit ergibt oder man lieber die Finger von der Aktie lassen sollte.
Varta Aktie
- ISIN
- DE000A0TGJ55
- WKN
- A0TGJ5
- Symbol
- VAR1.DE
- Datum
- 29.10.2022
Varta Aktie Update
Varta PDF
Geschäftsmodell von Varta im Schnellüberblick
Varta ist ein führender deutscher Batteriehersteller. Das Unternehmen stellt in dem Segment Microbatteries Knopfzellen für Wearables her. Diese werden für Produkte verwendet wie Kopfhörer, Smartwatches, medizinische Geräte, wie bspw. Hörgeräte aber auch Autoschlüssel. Zu den Abnehmern zählen Apple, Sony und Bose.
Darüber hinaus produziert Varta in dem Segment Power and Energy eine Vielzahl verschiedener Batterien, die unter anderem für Autobatterien, Energiespeicher und kabellose Haushaltsgeräte gebraucht werden.
Auch normale zylindrische Batterien für Endverbraucher, die in Supermärkten oder in Baumärkten zu finden sind werden von Varta produziert.
Ein gerade neu entstehendes Segment des Unternehmens ist die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos. Varta hat Anfang 2021 die V4Drive Batteriezelle vorgestellt mit der das Unternehmen in den Markt für E-Mobilität einsteigen will. Der erste Kunde in diesem Segment wird Porsche sein.
Was ist passiert?
Die Aktie der Varta AG ist in den letzten 12 Monaten um knapp 75 % gefallen. Wir klären im Folgenden was die Gründe dafür sein könnten und wie Anleger jetzt handeln sollte.
Rückzug der Prognose für das Geschäftsjahr 2022
Am 30. Juli 2022 hat Varta die Ergebnisse für das erste Halbjahr veröffentlicht. Die Zahlen entsprachen nicht den Erwartungen der Anleger und des Unternehmens. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,2 % gesunken und auch das EBITDA ist mit 68,9 Mio. EUR geringer ausgefallen im Vergleich zu den 112,3 Mio. EUR im ersten Halbjahr 2021. Die genannten Gründe für die enttäuschenden Ergebnisse waren zum einen die Verzögerung bei Kundenprojekten, sowie "die anhaltend angespannte Situation bei Rohstoff- und Energiepreisen" und hohe Transportkosten. Aus diesen genannten Gründen hat das Unternehmen entschieden die Prognose für das Geschäftsjahr 2022 nach unten zu korrigieren. Erwartet wird ein Umsatz von 880 Mio. EUR bis 920 Mio. EUR (zuvor: 950 Mio. EUR bis 1 Mrd. EUR) und ein EBITDA von 200 Mio. EUR bis 225 Mio. EUR (zuvor: 260 Mio. EUR bis 280 Mio. EUR).
Am 23. September hat Varta in einer weiteren Ad-hoc Mitteilung die korrigierte Prognose für das dritte Quartals, sowie das gesamte Geschäftsjahr 2022 zurückgezogen. Die angepeilten Ziele lassen sich nach Aussage des Unternehmens nicht mehr erreichen auf Grund der weiter steigend Energie- und Rohstoffpreise. Varta könne die dadurch entstandenen erhöhten Kosten nicht so einfach an die Kunden weitergeben. Zusätzlich verzögern sich die Lieferfreigabe bzw. Abrufe für zwei große Aufträge, weshalb große Volumina in diesem Jahr nicht mehr ausgeliefert werden können. Der Vorstand hat sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auf Grund der komplizierten Umstände nicht zugetraut eine verlässliche Prognose für das Gesamtjahr abzugeben. Dies soll erfolgen sobald eine zugverlässliche Schätzung möglich ist.
Rücktritt von CEO Herbert Schein
Am 29. September wurde bekannt gegeben, dass Herbert schein, der CEO von Varta seinen Posten als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens mit sofortiger Wirkung niederlegt. Genau Gründe dafür wurden nicht gennant. Der Manager bleibt bis zum Ende des Jahres noch im Vorstand des Unternehmens. Dr. Markus Hackstein übernimmt die Rolle als CEO. Genaue Gründe für den Wechsel wurden nicht genannt.
Insiderverkäufe: Michael Tojner verkauft für 57,9 Mio. EUR
Michael Tojner ist Aufsichtsratsvorsitzender und Großaktionär der Varta AG. Über das Schweizer Industriekonglomerat Montana Technologie Components, dessen Eigentümer er ist hält er 55,5 % der Aktien von Varta, die aktuell auf einen Wert von knapp 652 Mio. EUR kommen.
Vor der Bekanntgabe der Umsatz- und Gewinnwarnung hat Tojner bereits im Juli einen Teil seiner Aktien verkauft. Ende August bevor der Vorstandswechsel publik wurde verkaufte er erneut Aktien im Wert von 57,9 Mio. EUR. Fast 9 % seiner Position.
Die signifikanten Verkäufe des Insiders sind ein weiterer negativer Indikator und könnten zu dem Abverkauf der Aktie beigetragen haben. Seit dem letzten Verkauf ist die Aktie um weitere 19 % gefallen.
AlleAktien Qualitätsscore: Varta erreicht 8 von 10 Punkte im AAQS
Wie muss man jetzt handeln?
Varta hat aktuell mit einigen Problemen zu kämpfen und es herrscht viel Ungewissheit im Unternehmen. Die erhöhten Rohstoff- und Energiepreise bereiten dem Unternehmen große Probleme, weshalb es zurzeit nicht möglich ist eine seriöse Prognose für das laufende Geschäftsjahr abzugeben.
Aufgrund der fundamentalen Veränderung ist eine Neubewertung der Varta Aktie notwendig.
AlleAktien DCF- und FMV- Modell
Um den fairen Wert einer Aktie zu ermitteln, eignet sich das DCF-Modell. Es hat eine simple Annahme: Ein Unternehmen ist so viel wert wie alle Gewinne, die die Firma in der Zukunft erwirtschaftet. Die Idee dahinter ist, wie ein Unternehmer zu denken, dem eine Firma bis in die Ewigkeit gehört. Allerdings muss man bei dem DCF-Modell immer bedenken, dass wir die Zukunftsgewinne nur abschätzen können und dass 1 Mio. US-Dollar für uns heute einen viel höheren Nutzen haben als in 10 Jahren. Deshalb wird das DCF-Modell mit einem Diskontierungsfaktor berechnet, der diese Einflüsse bereinigt.
Durch die momentanen Unsicherheiten, ausgelöst durch erhöhte Energie- und Rohstoffpreise wird das Wachstum und die Margen in den kommenden Jahren wahrscheinlich schwächer ausfallen als zuvor erwartet.
Wir gehen davon aus, dass Varta langfristig weiter wachsen wird und auch mit dem Eintritt in den Markt für E-Mobilität Erfolg haben wird. Allerdings reduzieren wir unsere Annahmen für die nahe Zukunft.
Vorher | Jetzt | Grund für die Änderung | |
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Umsatzwachstum 2022 - 2025 | 21 % bis 10 % | -10 % bis 15 % | Geringeres Wachstum durch weltweite Unsicherheiten und erhöhte Rohstoff- und Energiepreise |
Umsatzwachstum 2026 - 2042 | 10 % bis 3 % | 12 % bis 3 % | langsame Erholung |
Operative Marge 2022 - 2025 | 24 % bis 27 % | 15 % bis 16 % | geringere Marge durch höhere Produktionskosten |
Operative Marge 2026 - 2042 | 28 % bis 30 % | 16 % bis 25 % | langsamere Erholung |
KGV in 10 Jahren | 20 | 20 | |
Ausschüttungsquote | 50 % | 40 % | Geringere Ausschüttungsquote, um mehr Barmittel für Investitionen in Wachstum zu haben |
Gemäß unserer Annahmen entsteht beim DCF-Modell eine Renditeerwartung von 15 % und beim FMV-Modell von ebenfalls 15 % pro Jahr.
Renditeerwartung in Abhängigkeit vom Einstiegskurs
Je niedriger der Einstiegskurs, um so höher die langfristige Renditeerwartung
Renditeerwartung p.a. | Einstiegskurs |
---|---|
7,0 % | 92 EUR |
8,0 % | 84 EUR |
9,0 % | 77 EUR |
10,0 % | 70 EUR |
11,0 % | 64 EUR |
12,0 % | 59 EUR |
13,0 % | 54 EUR |
14,0 % | 49 EUR |
15,0 % | 45 EUR |
16,0 % | 41 EUR |
Varta ist ein Fast Grower nach Peter Lynch
Unsere Einschätzung: Varta ist vorerst haltenswert
Bei Varta gab es in den letzten Monaten einige Komplikationen, sowie vermehrte Unsicherheiten, weshalb die Aktie aktuell 75 % vom Hoch entfernt ist.
Dafür gibt es allerdings auch gute Gründe. Das Wachstum und die Profitabilität werden kurz- bis mittelfristig geringer ausfallen, als von einigen Investoren zuvor angenommen, da auf das Unternehmen einige Schwierigkeiten zukommen. Durch die steigenden Rohstoff- und Energiepreise erhöhen sich die Produktionskosten für Varta, die nach Aussage des Unternehmens nicht an Kunden weitergegeben werden können. Da der Batteriemarkt sehr stark fragmentiert ist haben Abnehmer eine sehr große Auswahl an Produzenten und können nach dem günstigsten Produkt Ausschau halten.
Die Nachfrage nach Batterien der Elektronikproduzenten geht generell zurück, da die Nachfrage der Konsumenten in den letzten Monaten auf Grund steigender Preise gesunken ist und deshalb nicht mehr so viel produziert wird.
Trotzdem hat Varta viel Zukunftspotential mit Hinblick auf den geplanten Einstieg in die E-Mobilität. Allerdings sollten nicht investierte Anleger zuerst einmal abwarten wie sich das Unternehmen und die Wirtschaft in den kommenden Quartalen weiter entwickelt. Das aktuelle Bewertungsniveau ist bei den gegebenen Risiken noch nicht attraktiv genug, weshalb wir die Aktie als haltenswert einschätzen.
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Quellen & weiterführende Literatur
Beschreibung | Link |
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Varta Prognoseaktualisierung | |
Varta Prognoserückzug | |
Herbert Schein Rücktritt |