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Was das Ende von Payment for Order Flow (PFOF) für langfristige Investoren bedeutet

Was das Ende von Payment for Order Flow (PFOF) für langfristige Investoren bedeutet

Was ist Payment for Order Flow (PFOF)?

Das Payment for Order Flow-Prinzip (PFOF) ist eine Praxis, die von einigen Neobrokern und traditionellen Brokern angewandt wird, um Einnahmen zu generieren. Bei dem PFOF werden die Kundenaufträge nicht direkt an Börsen weitergeleitet, sondern an sogenannte Market-Maker oder Handelsplätze, die bereit sind, für diese Aufträge zu bezahlen.

Market-Maker sind Unternehmen, die bereit sind, sowohl Kauf- als auch Verkaufsaufträge für bestimmte Aktien oder andere Finanzinstrumente zu stellen. Sie stellen Liquidität für den Markt bereit und helfen damit, einen kontinuierlichen Handel sicherzustellen. Market-Maker wiederum profitieren von den Spreads bei einzelnen Wertpapierkäufen (Unterschied zwischen Kaufs- und Verkaufspreis) und erzielen so Umsätze.

Wenn ein Neobroker oder Online-Broker einen Kundenauftrag an einen Market-Maker weiterleitet, erhält er im Gegenzug eine Zahlung für diesen Auftrag (Payment for Order Flow). Die Höhe dieser Zahlung kann je nach Broker und Handelsvolumen variieren. Grundsätzlich können Broker dem Kunden so jedoch günstige Konditionen bieten.

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Die zentralen Kritikpunkte des PFOF

  1. Interessenkonflikte: Ein zentraler Kritikpunkt am PFOF-System ist der mögliche Interessenkonflikt für den Broker. Da der Broker eine Zahlung für die Weiterleitung von Kundenaufträgen an Market-Maker erhält, könnte er dazu verleitet sein, Kundenaufträge nicht immer an den besten Ausführungsplatz weiterzuleiten, der den günstigsten Preis bietet, sondern an denjenigen, der die höchste Zahlung bietet. Dies könnte dazu führen, dass Kunden nicht immer den bestmöglichen Ausführungspreis erhalten.
  2. Transparenz: Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Transparenz für die Kunden. Viele Broker, die PFOF nutzen, geben möglicherweise nicht ausreichend oder klar genug an, wie viel sie für die Weiterleitung von Kundenaufträgen erhalten und wie dies ihre Ausführungspraktiken beeinflussen kann. Die Kunden könnten sich daher nicht bewusst sein, dass der Broker finanzielle Anreize hat, ihre Aufträge an bestimmte Ausführungsplätze weiterzuleiten.

Was hat sich geändert?

Die EU-Kommission hat entschieden, dass die Praxis des PFOF bis 2026 abgeschafft werden muss. Bis dahin haben die Broker Zeit, ihre Modelle zu ändern. Dieses Verbot wurde jedoch seit längerem erwartet und stellt keine Überraschung dar.

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Wieso hat die EU-Kommission das Verbot verhängt?

Große Börsen haben in den vergangenen Jahren eine starke Position am Markt etabliert. Das droht aus sich der Kommission, die kleineren Handelsplätze zu verdrängen. So beispielsweise die Börse Hamburg, deren LS Exchange Ordersystem von den Neobrokern Scalable Capital und Trade Republic genutzt wird.

Was bedeutet das für Aktionäre?

Erst einmal ist noch keine direkte Änderung der Ordersysteme und der damit einhergehenden Kosten in Sicht. Investoren können im Endeffekt aktuell nur abwarten, bis Veränderungen angekündigt werden.

Wahrscheinlich werden Order wieder teuer. Komplett kostenlose Käufe, wie beispielsweise bei vielen ETFs, werden wohl nicht mehr vorkommen. Bis vor einigen Jahren gab es solch günstige Angebote jedoch noch gar nicht. Etablierte Alternativen existieren daher bereits:

  • Kommissionen und Gebühren: Statt auf PFOF zu setzen, berechnen einige Broker ihren Kunden eine feste Kommission oder Gebühr pro Auftrag. Dies ermöglicht es dem Broker, direkt Einnahmen von seinen Kunden zu generieren, ohne finanzielle Anreize für die Weiterleitung von Aufträgen an bestimmte Ausführungsplätze zu haben. Eine transparente und feste Gebührenstruktur kann dazu beitragen, Interessenkonflikte zu minimieren und sicherzustellen, dass der Broker bestrebt ist, die bestmögliche Ausführungsqualität für seine Kunden zu bieten.
  • Direkte Marktzugänge: Broker können ihren Kunden auch den direkten Zugang zu den Börsen ermöglichen, ohne die Aufträge an Market-Maker weiterzuleiten. Dies wird als „Direct Market Access“ (DMA) bezeichnet und ermöglicht es den Kunden, ihre Aufträge direkt an den Börsen auszuführen. DMA bietet in der Regel eine höhere Transparenz und ermöglicht es den Kunden, ihre Aufträge direkt an den Handelsplätzen zu sehen und auszuführen.