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Lexikon

EV/EBIT (Enterprise Value/operativer Gewinn)

Das EV/EBIT (auch als Unternehmenswert oder Enterprise Value / operativer Gewinn bezeichnet) ist eine Bewertungskennziffer bei der Aktienbewertung. Die Kennzahl hilft dabei, eine Aussage über den Wert einer Aktie zu treffen. Außerdem lässt sich damit einschätzen, ob ein Unternehmen in diesem Zusammenhang aktuell "günstig" oder "teuer" bewertet ist. Zudem lassen sich verschiedene Unternehmen miteinander vergleichen, da die Kennzahl unabhängig von deren individuellen Größe und Kapitalstruktur ermittelt werden kann.

Kernpunkte

  1. Der EV (Enterprise Value) ist eine Bewertungskennziffer bei der Aktienbewertung.
  2. Der Wert eines Unternehmens wird an der Summe aus Eigen- und Fremdkapital gemessen.
  3. Das EBIT ist vereinfacht ausgedrückt der Gewinn vor Steuern und Zinsen.
Für den Enterprise Value spielt es faktisch keine Rolle, wie sich ein Unternehmen finanziert; Beispiel: KGV, KUV und Kurs/EBIT von Apple.

Was ist der EV?

Der Enterprise Value (EV) bemisst den Wert eines Unternehmens anhand der Summe von Eigen- und Fremdkapital. Das bedeutet unter anderem, dass es für den Enterprise Value faktisch keine Rolle spielt, wie sich ein Unternehmen finanziert (wie viel Eigen- und Fremdkapital verwendet wird). Der Enterprise Value bleibt solange unverändert, wie die gewichteten Gesamtkapitalkosten gleich bleiben.

Formel Enterprise Value
Marktwert Stammaktien
+ Marktwert Vorzugskapital
+ Marktwert zinstragender Schulden
+ Minderheitsanteile-Barmittel und Beteiligungen Marktwert der zinstragenden Schulden
+ Minderheitsanteile
− Barmittel und Beteiligungen

In der Praxis wird diese Formel meist abgekürzt zu:

Formel Enterprise Value (vereinfacht)
Marktkapitalisierung
+ Schulden
− liquide Mittel

Was ist das EBIT?

Das EBIT ist vereinfacht ausgedrückt der Gewinn vor Steuern und Zinsen. Die Abkürzung EBIT steht für "Earnings before interest and taxes". Eine Kennzahl, die das operative Ergebnis eines Unternehmens vor Abzug der Steuern angibt. Eine vergleichbare Kennzahl ist das EBITDA (earnings before interest, taxes, depreciation and amortization).

Berechnung des EV/EBIT-Verhältnis

Formel Enterprise Value/EBIT-Verhältnis
Enterprise Value / EBIT

Beim EV/EBIT-Verhältnis wird der Unternehmenswert ins Verhältnis zum operativen Gewinn gesetzt. Damit gibt das EV/EBIT-Verhältnis an, wie viele Jahre es bei gleichbleibenden Gewinnen dauert, bis der Unternehmenswert durch den operativen Gewinn erwirtschaftet wurde. Je niedriger die EV/EBIT-Bewertung, desto "günstiger" ist eine Aktie. Je höher die EV/EBIT-Bewertung, desto "teurer" ist eine Aktie.

KGV oder EBIT?

Das EV/EBIT-Verhältnis ähnelt dem vielen Aktionären sehr bekannten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Im Gegensatz zum Kurs-Gewinn-Verhältnis berücksichtigt es aber zusätzlich auch noch die Verschuldung des Unternehmens und ist damit weniger verzerrt und hat eine höhere Aussagekraft als das KGV. Ein Unternehmen kann sein KGV jederzeit senken, indem es Kredite aufnimmt und damit Konkurrenten übernimmt (wodurch dann die Gewinne steigen). Es steigen in diesem Fall aber nicht nur die Gewinne, sondern auch die Verschuldung an. Das EV/EBIT-Verhältnis eliminiert diese verzerrte Darstellung und berücksichtigt zusätzlich alle Finanzschulden, die ein Unternehmen aufgenommen hat. Denn den Eigentümern eines Unternehmens gehört nicht einfach das Unternehmen, sie haften auch für aufgenommenes Fremdkapital.

Beispielhafte EV/EBIT-Entwicklung

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EV/EBIT-Bewertung der Apple-Aktie im zeitlichen Verlauf. Quelle: discoverci.com

Diese Abbildung zeigt das EV/EBIT-Verhältnis der letzten Jahre von der im NASDAQ notierten Apple Aktie an. Der Mittelwert des EV/EBIT-Verhältnis lag in den letzten 10 Jahren bei etwa 12 und stieg seit 2018 immer weiter an.

Aussagekraft des EV/EBIT-Verhältnis

Bewertungskennziffern sollten immer im Verhältnis zum eigenen, historischen Durchschnitt der letzten Jahre (z.B. der vergangenen 10 Jahre) einer Aktie betrachtet werden, um die Aussagekraft zu erhöhen. (So vergleicht man den aktuellen Benzinpreis auch nicht mit dem der letzten Woche.)

Das EV/EBIT-Verhältnis trifft genau wie das KGV nur eine Aussage über das Verhältnis von Unternehmenswert zu den aktuellen Gewinnen. Entscheidend für den langfristigen Wert eines Unternehmens ist aber auch, wie stark der Gewinn im Laufe der Jahre gesteigert werden kann. Ein aktuell höheres EV/EBIT-Verhältnis als im Durchschnitt der letzten Jahre kann daher durchaus gerechtfertigt sein, wenn in Zukunft mit einem überdurchschnittlich starken Gewinnwachstum zu rechnen ist. Dann relativiert sich durch den hohen Gewinnanstieg das EV/EBIT-Verhältnis in den kommenden Jahren. Das EV/EBIT-Verhältnis sollte immer in Kombination mit anderen Indikatoren und Kennziffern betrachtet werden, um eine fundierte Aussage zu einem Unternehmen treffen zu können.

Neben Bewertungskennziffern spielen auch Verschuldungskennziffern und Rentabilitätskennziffern eine wichtige Rolle bei der Bewertung einer Aktie. Diese geben beispielsweise Aufschluss darüber, wie riskant eine Investition in ein Unternehmen ist und wie ertragreich ein Unternehmen für den Aktionär sein kann.

Mit der Betrachtung der Bewertungskennziffern, Verschuldungskennziffern und Rentabilitätskennziffern kann eine einfache und schnelle Aussage über die Attraktivität einer Aktie getroffen werden. Im Anschluss an diese quantitative Analyse kann dann eine umfangreiche qualitative Analyse erfolgen, um den potentiellen Erfolg und die Chancen eines Unternehmens zu erforschen.

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