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Lexikon

Goodwill Definition

Goodwill steht für Geschäfts- oder Firmenwert und ist im Rechnungswesen die Bezeichnung für einen immateriellen Vermögensposten (auf der Aktivseite der Bilanz) im Unternehmen.

Goodwill entsteht, wenn ein Unternehmen ein anderes Unternehmen übernimmt und dabei einen Kaufpreis bezahlt, der über dem Wert der materiellen Vermögensgegenstände (Immobilien, Grundstücke, Maschinen, Vorräte usw.) des übernommenen Unternehmens liegt. Da eine Bilanz immer ausgeglichen sein muss, wird die Differenz auf der Aktivseite einer Bilanz durch die Einführung der immateriellen Vermögensposition Goodwill ausgeglichen.

Abschreibung von Goodwill bei internationaler Rechnungslegung

Da es sich beim Goodwill um einen Vermögenswert ohne abzuschätzende Lebensdauer handelt, wird er nicht planmäßig abgeschrieben. Anstelle der Abschreibung erfolgt ein jährlicher Werthaltigkeitstest (Impairment-Test).

Der Goodwill entspricht dem Betrag, den ein Käufer als Ganzes unter Berücksichtigung zukünftiger Ertragserwartungen über den Wert aller materiellen und immateriellen Vermögensgegenstände nach Abzug der Schulden zu zahlen bereit ist.

Beispiel

Ein Käuferunternehmen hat folgende Bilanz (vor dem Unternehmenserwerb)

Aktiva

Passiva

Bankguthaben

1.000.000 EUR

Eigenkapital

1.000.000 EUR

Bilanzsumme

1.000.000 EUR

Bilanzsumme

1.000.000 EUR

Das Unternehmen, das vom Käuferunternehmen erworben werden soll, hat folgende Bilanz:

Aktiva

Passiva

Anlagevermögen

200.000 EUR

Eigenkapital

200.000 EUR

Bilanzsumme

200.000 EUR

Bilanzsumme

200.000 EUR

Der vereinbarte Kaufpreis für den Erwerb des Zielobjekts beträgt 300.000 EUR (z.B. als Unternehmenswert auf Basis einer Unternehmensbewertung ermittelt).

Die Bilanz des Käuferunternehmens nach dem Unternehmenserwerb per asset deal sieht wie folgt aus:

Aktiva

Passiva

Anlagevermögen

200.000 EUR

Eigenkapital

1.000.000 EUR

Goodwill

100.000 EUR

Bankguthaben

700.000 EUR

Bilanzsumme

1.000.000 EUR

Bilanzsumme

1.000.000 EUR

Das Käuferunternehmen zahlt also für das bilanzielle Nettovermögen in Höhe von 200.000 EUR einen Kaufpreis in Höhe von 300.000 EUR. Der Differenzbetrag in Höhe von 100.000 EUR ist der Geschäfts- oder Firmenwert oder Goodwill.

Mit dem Kaufpreis werden auch Faktoren vergütet, die nicht in der Bilanz stehen, z.B. der Kundenstamm, Markenname, Image, nicht aktivierte Patente, Synergiepotential oder die Ertragskraft.

Was sind die Schwächen des Goodwill?

Schwächen des Goodwill als finanzielle Kennzahl:

  • Verzerrung finanzieller Kennzahlen: Goodwill kann finanzielle Kennzahlen wie die Gesamtkapitalrendite (ROA) und Eigenkapitalrendite (ROE) verzerren, was es schwierig macht, die tatsächliche finanzielle Leistung eines Unternehmens zu bewerten. Dies kann zu einer verzerrten Darstellung des Unternehmenswerts führen.

  • Begrenzte Nützlichkeit: Gemäß einer Umfrage des CFA Institute liefert der Goodwill möglicherweise keine entscheidungsrelevanten Informationen für die Anlageanalyse. Oft wird er als eine Art "Auffangkategorie" angesehen, die kein klares Bild vom Wert eines Unternehmens vermittelt.

  • Residualbetrag: Für bestimmte transaktionsbezogene Zwecke kann der Goodwill von Finanzberatern als Restbetrag bewertet werden. Dieser Ansatz kann subjektiv und schwierig zu berechnen sein, was die Genauigkeit der Goodwill-Bewertung beeinträchtigt.

  • Keine eigenständige Geldgenerierung: Goodwill ist ein immaterieller Vermögenswert, der von selbst keinen Cashflow generiert. Dies erschwert seine genaue Bewertung. Zudem unterliegt er häufig Wertminderungen, die sich auf die finanziellen Aussagen eines Unternehmens auswirken können.

Diese Schwächen des Goodwill als finanzielle Kennzahl sollten bei der Bewertung und Analyse eines Unternehmens berücksichtigt werden, um ein umfassenderes Bild der finanziellen Situation und des wahren Unternehmenswerts zu erhalten.

Was sind die Anwendungsfälle des Goodwill?

Der Goodwill kann in bestimmten Situationen hilfreich sein:

  • Fusionen und Übernahmen: Goodwill spielt eine wichtige Rolle bei Fusionen und Übernahmen, da er den Wert der immateriellen Vermögenswerte eines erworbenen Unternehmens widerspiegelt. Dies ermöglicht es den Unternehmen, den Gesamtwert der Transaktion zu bestimmen und potenzielle Synergieeffekte zu bewerten.

  • Markenwert: Der Goodwill kann den Markenwert eines Unternehmens erfassen. Eine starke und etablierte Marke kann einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens haben. Der Goodwill bietet eine Möglichkeit, den Wert der Marke in der Bilanz darzustellen.

  • Kundenstamm und Beziehungen: Wenn ein Unternehmen über einen treuen Kundenstamm oder langfristige Kundenbeziehungen verfügt, kann dies zu einem höheren Goodwill führen. Dieser Faktor kann für Investoren und Käufer relevant sein, da ein solcher Kundenstamm potenzielle zukünftige Einnahmen und Wachstumschancen signalisieren kann.

  • Schutz vor Konkurrenz: Der Goodwill kann auch als Schutzbarriere gegenüber der Konkurrenz dienen. Wenn ein Unternehmen über eine starke Marktposition, einen etablierten Ruf und eine loyale Kundenbasis verfügt, kann dies potenzielle Wettbewerber abschrecken und einen strategischen Vorteil bieten.

  • Langfristige Wertsteigerung: Obwohl der Goodwill seine Grenzen hat, kann er dennoch den langfristigen Wert eines Unternehmens widerspiegeln. Ein hoher Goodwill kann auf langfristige Wachstumsaussichten, wiederkehrende Einnahmen und andere Faktoren hinweisen, die den Unternehmenswert steigern können.

Ist ein hoher Goodwill gefährlich?

Da Goodwill jährlich einem Werhaltigkeitstest unterzogen werden muss, kann es passieren, dass der Goodwill sich bei einer turnusgemäßen Überprüfung als nicht mehr werthaltig herausstellt. Dann muss der Goodwill abgeschrieben werden, was das buchhalterische Eigenkapital reduziert. Außerdem vermindert sich der Gewinn um den abzuschreibenden Betrag.

Jedoch ist die Goodwill-Abschreibung nicht liquiditätswirksam, da es zu keinem Abfluss von Finanzmitteln durch die Abschreibung kommt. Die Verschuldung erhöht sich nicht durch eine Goodwill-Abschreibung. Die Goodwill-Abschreibung ist ein einmaliges Ereignis und führt nicht zu künftig höheren Kosten oder geringeren Erträgen.

Oftmals rauschen Aktienkurse nach unten, wenn eine Goodwill-Abschreibung angekündigt wird. Die Goodwill-Abschreibung an sich ist ein ungefährlicher und nicht liquiditätswirksamer Prozess. Sie ist auch nicht Verursacher der negativen Kursentwicklung. Es ist immer das schlecht laufende operative Geschäft. Darin liegt die Ursache für einen Kursrückgang im Zuge einer Goodwill-Abschreibung. Erst das schlecht laufende Geschäft führt dazu, dass der Goodwill nicht mehr werthaltig ist und abgeschrieben werden muss. Bei Unternehmen ohne Goodwill in der Bilanz führt ein schlecht laufendes Kerngeschäft ebenfalls zu Kursrückgängen.

Diese Einschätzung von AlleAktien hinsichtlich des Goodwills und seiner Gefahren ist durchaus sinnvoll und reflektiert eine realistische Betrachtungsweise. Ein hoher Goodwill an sich muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, insbesondere wenn er aufgrund von wertvollen immateriellen Vermögenswerten wie Markenwert, Kundenbeziehungen oder anderen strategischen Vorteilen entstanden ist.

Die eigentliche Herausforderung entsteht, wie von AlleAktien richtig betont, wenn Unternehmen eine aggressive Strategie verfolgen, die auf zahlreichen teuren Übernahmen auf Kredit basiert. In solchen Fällen kann der Goodwill leicht zu einem Problem werden, da die hohe Verschuldung das Unternehmen anfällig für finanzielle Risiken macht. Wenn die erwarteten Gewinne und Cashflows aus den übernommenen Unternehmen nicht wie geplant eintreffen, kann dies zu Schwierigkeiten führen, die Schulden zu bedienen und die finanzielle Stabilität des gesamten Unternehmens gefährden.

Es ist daher wichtig, dass Unternehmen eine ausgewogene und nachhaltige Übernahmestrategie verfolgen, die nicht allein auf kurzfristigem Wachstum basiert, sondern langfristige Synergien und Mehrwerte schafft. Zudem sollte die Finanzierung solcher Übernahmen sorgfältig geplant und auf die Fähigkeit des Unternehmens, die Schulden zu bewältigen, abgestimmt sein.

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