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Lexikon

Quantitative Easing

Quantitative Lockerung (Quantitative Easing, QE) ist eine geldpolitische Maßnahme, die von Zentralbanken ergriffen wird, um die Geldmenge in der Wirtschaft zu erhöhen und die Kreditvergabe zu fördern. Das Hauptziel des quantitativen Lockerungsprogramms besteht darin, die wirtschaftliche Aktivität anzukurbeln und die Deflationsgefahr zu bekämpfen, insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen und einer schwachen Konjunktur.

Wie funktioniert das Quantative Easing?

Bei der quantitativen Lockerung kauft die Zentralbank finanzielle Vermögenswerte, typischerweise Staatsanleihen, von Banken und anderen Finanzinstitutionen auf dem offenen Markt. Durch den Ankauf dieser Vermögenswerte wird den Banken zusätzliches Bargeld zur Verfügung gestellt, wodurch ihre Liquidität erhöht wird. Dadurch sollen die Banken motiviert werden, mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte zu vergeben, was wiederum die wirtschaftliche Aktivität ankurbelt.

In welchen Situationen kommt Quantitative Easing zum Einsatz?

Quantitative Lockerung wird oft als außergewöhnliche Maßnahme angesehen, die in Zeiten extrem niedriger Zinsen oder in Situationen, in denen herkömmliche geldpolitische Instrumente nicht ausreichen, eingesetzt wird. Es ist wichtig zu beachten, dass quantitative Lockerung potenzielle Auswirkungen auf verschiedene wirtschaftliche Variablen haben kann, darunter die Inflation, die Wechselkurse und die Vermögenspreise.

Die Geschichte des Quantitative Easing

Die Geschichte und Entwicklung der quantitativen Lockerung kann wie folgt weiter ausgeführt werden:

  • Japan (2001): Japan führte 2001 als erstes Land quantitative Lockerungsmaßnahmen ein, um Deflation und rückläufiges Wachstum anzugehen. Diese Maßnahmen umfassten den massiven Ankauf von Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten durch die Zentralbank, um die Geldmenge zu erhöhen und die Wirtschaft anzukurbeln. Japan setzte diese Politik in den folgenden Jahren fort und weitete sie aus, um die lang anhaltende Deflation zu bekämpfen.
  • Vereinigte Staaten (2008): Als Reaktion auf die globale Finanzkrise implementierte die Federal Reserve im November 2008 erstmals quantitative Lockerung in den USA, um die Wirtschaft zu stimulieren und die Finanzmärkte zu stabilisieren. Die Maßnahmen umfassten den Ankauf von Wertpapieren, insbesondere von langfristigen Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren, um die langfristigen Zinssätze zu senken und die Kreditvergabe anzukurbeln. Die Federal Reserve führte mehrere Runden quantitativer Lockerung durch, um die Erholung der Wirtschaft zu unterstützen und die Liquidität im Finanzsystem aufrechtzuerhalten.
  • Europa (ab 2009): Die Europäische Zentralbank (EZB) führte quantitative Lockerung als Antwort auf die Eurozonen-Schuldenkrise ein. Nachdem sie zunächst zögerlich war, startete die EZB im Jahr 2015 ihr Asset Purchase Program (APP). Im Rahmen dieses Programms kaufte die EZB große Mengen an Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten, um die Geldmenge zu erhöhen und die Inflation anzukurbeln. Die quantitative Lockerung der EZB sollte auch dazu beitragen, die Zinssätze zu senken und die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte zu fördern.
  • Mehrere Runden quantitativer Lockerung: Nach der ersten Einführung gab es in verschiedenen Ländern weitere Runden quantitativer Lockerung. Neben den USA setzten auch andere Zentralbanken, darunter die Bank of England und die Bank of Japan, quantitative Lockerungsmaßnahmen ein, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen und die Liquidität in ihren jeweiligen Finanzsystemen aufrechtzuerhalten. Jede Runde quantitativer Lockerung wurde entsprechend den wirtschaftlichen Bedingungen und den Zielen der jeweiligen Zentralbank angepasst.
  • Reaktion auf die COVID-19-Pandemie: Im Zuge der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie setzten Zentralbanken weltweit, einschließlich der US Federal Reserve und der EZB, weitere Runden quantitativer Lockerung ein, um Liquidität bereitzustellen, Finanzmärkte zu stabilisieren und die wirtschaftliche Erholung zu fördern. Diese Maßnahmen umfassten den massiven Ankauf von Vermögenswerten, einschließlich Staatsanleihen und Unternehmensanleihen, um die Zinssätze zu senken und die Kreditvergabe zu unterstützen. Darüber hinaus wurden einige Zentralbanken kreativ und führten innovative Programme wie gezielte langfristige Refinanzierungsgeschäfte ein, um spezifische Sektoren der Wirtschaft zu unterstützen, die von der Pandemie besonders betroffen waren.

Wie effektiv ist das Quantitative Easing?

Die Wirksamkeit und Auswirkungen von quantitativer Lockerung sind Gegenstand der Diskussion und können je nach den spezifischen wirtschaftlichen Bedingungen und den umgesetzten Maßnahmen variieren.

Wie argumentieren Befürworter des Quantitative Easing?

Befürworter identifizieren eine Reihe zentraler Vorteile der Methode:

  • Stimulierung der wirtschaftlichen Aktivität: Quantitative Lockerung kann dazu beitragen, die wirtschaftliche Aktivität während wirtschaftlicher Abschwünge zu stimulieren. Durch den Ankauf von Vermögenswerten und die Erhöhung der Geldmenge kann sie zur Förderung von Investitionen, Kreditvergabe und Konsum beitragen.
  • Kontrollierte Injektion von neuem Geld: Quantitative Lockerung ermöglicht es den Zentralbanken, auf gezielte Weise neues Geld in die Wirtschaft einzuführen. Dies kann dabei helfen, die Liquidität zu erhöhen und die Kreditvergabe zu unterstützen, um wirtschaftliche Engpässe zu überwinden.
  • Senkung der Zinssätze und Steigerung der Kreditvergabe: Durch den Ankauf von Anleihen und anderen Vermögenswerten kann quantitative Lockerung dazu beitragen, die Zinssätze zu senken und die Kreditvergabe zu erhöhen. Dadurch werden Unternehmen und Haushalten günstigere Finanzierungsmöglichkeiten geboten, was wiederum die wirtschaftliche Aktivität fördern kann.
  • Anregung von Ausgaben und wirtschaftlichem Wachstum: Quantitative Lockerung kann dazu beitragen, das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen zu stärken, indem sie niedrigere Zinssätze, steigende Aktienkurse und einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung begünstigt. Dies kann zu vermehrten Ausgaben, höherer Investitionstätigkeit und letztendlich zu einem Wirtschaftswachstum führen.

Welche Risiken birgt das Quantitative Easing?

Die potenziellen Risiken der quantitativen Lockerung umfassen:

  • Inflation: Eine der größten Gefahren der quantitativen Lockerung besteht im Risiko einer Inflation. Wenn eine Zentralbank Geld druckt und die Geldmenge erhöht, kann dies zu einer Abwertung der bereits im Umlauf befindlichen Geldmenge führen. Dies kann zu steigenden Preisen und potenziell instabilen Inflationsraten führen.
  • Ungleiche Auswirkungen: Quantitative Lockerung kann eine ungleiche Auswirkung auf verschiedene Wirtschaftssektoren haben. Obwohl sie die Wirtschaft insgesamt stimulieren kann, profitieren nicht alle gleich davon. Kritiker argumentieren, dass quantitative Lockerung zu steigenden Preisen von Finanzanlagen führen kann, was die Einkommensungleichheit verstärken kann.
  • Finanzielle Instabilität: Kritiker der quantitativen Lockerung argumentieren, dass sie zur finanziellen Instabilität beitragen kann. Durch die Injektion großer Liquiditätsmengen in das Finanzsystem kann sie die Preise von Vermögenswerten verzerren und Blasen in bestimmten Märkten erzeugen. Wenn die Stimulierung aufhört, besteht das Risiko von Marktabstürzen und erheblichen Vermögenstransfers.
  • Auswirkungen auf Zinssätze: Quantitative Lockerung kann sich auf die Zinssätze auswirken. Kurzfristig kann sie zu niedrigeren Zinssätzen führen, was Kreditaufnahme und Investitionen stimulieren kann. Langfristig kann sie jedoch zu höheren Zinssätzen und Inflation beitragen, was negative Auswirkungen auf die Finanzstabilität haben kann.
  • Unsichere Wirksamkeit: Es besteht eine fortlaufende Debatte über die Wirksamkeit der quantitativen Lockerung bei der Stimulierung der Wirtschaft. Einige Kritiker bezweifeln ihre Fähigkeit, das Kredit- und Kreditnachfrage effektiv zu stimulieren, insbesondere wenn Banken zögerlich sind, Kredite zu vergeben und potenzielle Kreditnehmer nicht bereit sind, Kredite aufzunehmen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Risiken und Nebenwirkungen der quantitativen Lockerung je nach den spezifischen wirtschaftlichen Bedingungen, den umgesetzten Maßnahmen und der Effektivität der Kommunikation und Erwartungssteuerung durch die Zentralbank variieren können.

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