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Lexikon

Sunk Cost Fallacy

Sunk Cost Fallacy ist ein ökonomischer Begriff, der die emotionale Schwierigkeit beschreibt, zu entscheiden, ob ein Projekt fortgesetzt oder abgebrochen werden soll, wenn bereits Zeit und Geld ausgegeben wurden, aber die gewünschten Ergebnisse nicht erreicht wurden. Die Sunk Cost Fallacy wird auch als Concorde-Effekt bezeichnet.

Kernpunkte

  1. Sunk Cost Fallacy verhindert häufig einen Absprung von bereits getroffenen Entscheidungen.
  2. Sunk Cost Fallacy kann einen an der Börse viel Geld kosten.
  3. Absprünge machen und falschen Entscheidungen nicht nachtrauern.
Sunk Cost Fallacy kann an der Börse viel Geld kosten.

Sunk Cost Fallacy - Basiswissen und Beispiel

Es ist nicht unüblich, versenktes Geld bei bevorstehenden Entscheidungen mit einzubeziehen. Floskeln wie: „Jetzt haben wir schon so viel ausgegeben…“, "Wir haben schon so viel Zeit investiert...", "Das machen wir schon immer so, eine Änderung würde..." kennt jeder. Allerdings sind diese Entscheidungen aus ökonomischer Sich überhaupt nicht sinnvoll. In den Sand gesetzte Kosten sind weg. Dieser Fehler passiert nicht nur im Geschäftsumfeld. Auch im Privatleben erwischt uns der Sunk Cost Fallacy häufig unbewusst.

Sunk Cost Fallacy am Beispiel Entrümpelung

Viele Gegenstände in der Wohnung werden von uns selten oder gar nicht benutzt. Obwohl wir manche Dinge nie benutzen werden, findet man Ausreden: „Das war so teuer (...) das kann ich jetzt nicht wegschmeißen", "Vielleicht könnte man das nochmal brauchen". Es ist jedoch unwesentlich, wie viel ausgegeben wurde. Das Geld ist versenkt. Dieser Gegenstand ist jetzt eigentlich nur noch ein Platzhalter, der uns eine sinnlose Anschaffung veranschaulicht.

Sunk Cost Fallacy am Beispiel Serien schauen

Nicht jede Serie fesselt uns und lässt uns die Zeit vergessen. Teilweise wird absoluter Müll produziert und einem vorgesetzt. Obwohl der Funke nach drei Folgen noch nicht übergesprungen ist, quälen wir uns bis zum Ende der Staffel durch. "Jetzt habe ich schon drei Folgen geschaut, die anderen(...). Die verlorene Zeit ist unwiederbringlich weg. Es macht eigentlich keinen Sinn, nach drei Folgen weiter zu schauen. Ein direkter "Mehrwert" ist aus der Entscheidung nicht zu erkennen. Vielmehr überwiegt hier die Hoffnung, den Zeitverlust durch ein spannendes Staffelfinale rechtfertigen zu können.

Sunk Cost Fallacy am Beispiel Concorde

Die Aérospatiale-BAC Concorde (Concorde) war das erste Überschall-Passagierflugzeug. Es wurde von Air France und British Airways von 1976 bis 2003 betrieben. Die Flugzeit auf ihren wichtigsten Strecken zwischen Paris - New York und London - New York dauerte nur drei bzw. dreieinhalb Stunden. Leider rechnete sich dieses Projekt vermutlich nie. Vielmehr gilt es als wahrscheinlich, dass die britischen und französischen Steuerzahler den größten Teil der Entwicklungs-, Wartungs- und Ticketkosten subventionierten. Selbst als beide Partner schon lange eingesehen hatten, dass sich der Betrieb des Überschallflugzeuges nicht rechne, wurden trotzdem munter weiter große Summen investiert.

Sunk Cost Fallacy und die Börse

Borsenanleger werden oft zum Opfer der Sunk Cost Fallacy. Die meisten Anleger orientieren sich bei Verkaufsentscheidung am Einstandspreis. Liegt der Kurs einer Aktie über dem Einstandspreis, wird gerne mit Gewinn verkauft. Liegt der Kurs darunter, wird häufig nicht verkauft. Dabei darf der Einstandspreis überhaupt keine Rolle spielen. Es zählt einzig die Aussicht auf die künftige Kursentwicklung der Anlage. Diese muss auch im Vergleich zu künftigen Kursentwicklung alternativer Investments berücksichtigt werden.

Der traurige Witz der Sunk Cost Fallacy ist allerdings häufig an der Börse ein anderer: Je mehr Geld in einer Aktie bereits verloren ist, desto stärker halten irrationale Anleger an ihr fest. Anders kann man das Halten bestimmter Aktien von Unternehmen, welche nachweislich schlecht wirtschaften oder gar betrügen, nicht erklären. So gibt es Anleger, die die komplette Talfahrt von Wirecard (all time high bis Insolvenz) mitgemacht haben, obwohl sich die Fakten drastisch verändert haben.

Wie lässt sich so ein Verhalten erklären?

Menschen streben danach, nur konsistente Entscheidungen zu treffen. Die Konsistenz signalisiert anderen unsere Glaubwürdigkeit. Widersprüche werden hingegen nicht gerne eingestanden oder akzeptiert. Entscheiden wir, ein Projekt oder Investment in der Mitte abzubrechen, entstehen Widersprüche. Sinnlose Investments weiter zu verfolgen zögert schmerzliche Realisierungen hinaus. Der Status qou und die Sicherheit der längeren Konsistenz begünstigen also unsere Entscheidungsfindung.

Es gibt viele gute Gründe weiterhin investiert zu bleiben. Dabei sollte allerdings das bereits Investierte nicht berücksichtigt werden. Angefallene Kosten, Kursverluste und Sympathien für ein Investment sollten nach Möglichkeit ignoriert werden.

„Egal, was Sie bereits investiert haben, es zählt einzig das Jetzt und Ihre Einschätzung der Zukunft.“

Rolf Donelli

Vier Tipps gegen Sunk Cost Fallacy

  1. Bewusstsein für die Problematik schaffen.
  2. Bereits investierte Kosten oder Zeit, dürfen bei zukünftigen Entscheidungen keine Berücksichtigung erfahren.
  3. Absprünge wagen.
  4. Fehlentscheidung akzeptieren und daraus lernen.

Früher oder später erwischt jeden eine Sunk Cost Fallacy in unterschiedlichen Lebensbereichen. Bei Investitionen gilt es, auch Verluste in Kauf zu nehmen, sobald sich Fakten ändern. Einstandskurse oder bereits investierte Zeit sind dabei nebensächlich. Nicht jede Welle kann bis zum Schluss geritten werden. Ein harter Schnitt, ist häufig der bessere Ratgeber.

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