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Lexikon

Anlagestrategie

Der Begriff der Anlagestrategie beschreibt die vordefinierten Prinzipien bzw. den Plan mithilfe dessen ein privater oder institutioneller Investor seine Anlageziele erreichen möchte. Auf diesen Plan wirken Faktoren wie seine Fähigkeit Risiken einzugehen und auszuhalten, seine persönlichen Ziele und seine finanzielle Situation ein

  1. Es gibt nicht "die eine" Anlagestrategie. Die persönliche Anlagestrategie hängt von vielen Faktoren wie der Zielsetzung, der Risikotoleranz und den finanziellen Mitteln ab.
  2. Anlagestrategien können sowohl sehr konservativ, als auch höchst aggressiv ausgerichtet sein.
  3. Value- und Growth-Strategien gehören zu den wohl bekanntesten Strategievarianten.
  4. Es ist wichtig eine Anlagestrategie zu haben - sie ist jedoch niemals in Stein gemeißelt und kann bei Änderungen der persönlichen Situation angepasst werden.
▲ Es ist wichtig eine Anlagestrategie zu haben, denn sie schafft vertrauen. Sie ist jedoch niemals in Stein gemeißelt.

Konservative und aggressive Anlagestrategien

Die verschiedenen Anlagestrategien lassen sich insofern einordnen, dass zwei Extreme existieren: eine vollkommen konservative und eine höchst aggressive Anlagestrategie. Die individuelle Anlagestrategie ist dabei beispielsweise von folgenden Faktoren abhängig:

  • Alter
  • Lebensstil
  • Finanzielle Ziele bzw. Renditeerwartungen
  • Finanzielle Situation
  • Familie

Bei konservativeren Strategien geht es in der Regel darum weniger Risiken am Kapitalmarkt einzugehen und primäres Ziel ist es, das Vermögen zu erhalten. Folglich werden bei dieser Strategie keine hohen Renditen angestrebt, sondern eher auf sicherere Anlagemöglichkeiten gesetzt wie z.B. Staatsanleihen von Ländern wie den USA oder Deutschland.

Je aggressiver man seine Investmentstrategie wählt, desto eher fließen Aktien, Optionen, Zertifikate, Junk-Bonds und andere Finanzprodukte in die Asset-Allokation ein. Ziel dieser Strategie ist es eine möglichst hohe Performance zu erreichen, wofür entsprechend höhere Risiken eingegangen werden müssen. Gerade bei jüngeren Anlegern sind aggressivere Strategien sehr beliebt, da der Anlagehorizont noch sehr lange ist und sich die Investments dementsprechend entwickeln können. Aggressive Strategien tendieren zudem zu häufigerem Kaufen und Verkaufen, als es konservative Strategien tun.

Passive und aktive Anlagestrategien

Ziel des aktiven Investierens ist es den Gesamtmarkt hinsichtlich der Performance zu schlagen. Bei aktiven Strategien werden also bewusst Anlageentscheidungen durch die Person getroffen, die das Investment betreut, wie z.B. den privaten Investor, den Vermögensverwalter oder auch den Fondsmanager eines aktiven Investmentfonds. Nachteile aktiver Strategien sind, dass ein beachtliches Risiko besteht trotz oder gerade wegen der gezielten Auswahl einzelner Aktien oder Finanzprodukten eine schlechtere Performance als der breite Markt zu erzielen. Zudem sind aktive Strategien aufgrund verschiedener Gebühren oftmals teurer als passive Ansätze, was wiederum auf Kosten der Rendite geht.

Passive Strategien hingegen versuchen nicht den Markt zu schlagen, sondern die Wertentwicklung des Marktes bestmöglich verfolgen. Dies geschieht oftmals mithilfe von Exchange Traded Funds (ETFs), die sich an ihrem zugrundeliegenden Index orientieren und versuchen diesen so genau wie möglich abzubilden. Der passive Ansatz wird häufig über ETF-Sparpläne verfolgt, sodass man nicht nur einfach gesamte Märkte abbilden kann, sondern auch noch vom Cost-Average-Effekt profitiert, sein Investment also einen gemittelten Einstandskurs hat und der Faktor des richtigen Timings einer Investition vernachlässigt werden kann.

Value und Growth Strategien

Einige Investoren interessieren sich für besondere Ansätze der Investmentstrategie wie die Value Strategie, die von Benjamin Graham entwickelt wurde und es in abgewandelter Form durch Investorenlegende Warren Buffet zu großer Bekanntheit geschafft hat. Ziel des Value-Investierens ist es Unternehmen zu finden und in diese zu investieren, deren intrinsischer Wert bereits höher ist, als der Wert zu dem das Unternehmen aktuell an der Börse gehandelt wird. Man spricht hierbei von einem unterbewerteten Unternehmen.

Bei der Growth Strategie handelt es sich darum in oftmals jüngere Unternehmen zu investieren, die in Zukunft ein möglichst hohes Gewinnwachstumspotenzial besitzen und man somit davon ausgeht, dass der Aktienkurs des Unternehmens in Zukunft stark ansteigen wird.

In 4 Schritten zur richtigen Anlagestrategie

Der Weg zur eigenen Anlagestrategie lässt sich grob in vier Schritte unterteilen, die jeder für sich einen gewissen Einfluss auf die finale Strategie haben.

Schritt 1: Ziele Setzen

Gründe warum Menschen Geld anlegen wollen gibt es hunderte. Die einen wollen frühzeitig für das Alter vorsorgen und sich bis zur Rente ein möglichst großes Vermögen aufbauen. Viele Privatinvestoren verfolgen hierbei das Ziel einen kontinuierlichen Zufluss aus Dividendenzahlungen der einzelnen Unternehmen zu generieren, von dem sie irgendwann einmal Leben können. Andere wiederum haben einen deutlich kürzeren Anlagehorizont und sparen bspw. für ein Auto oder eine andere Anschaffung. Wieder andere wollen sich von dem aufgebauten Vermögen nach 10-15 Jahren ein Eigenheim kaufen. Die individuelle Zielsetzung und der daraus resultierende Anlagehorizont bestimmt die Wahl der richtigen Strategie maßgeblich.

Schritt 2: Risikobereitschaft definieren

Im zweiten Schritt geht es darum herauszufinden, wie hoch man seine individuelle Risikobereitschaft einschätzt, um daraus weitere Anhaltspunkte zur Definition der individuellen Strategie abzuleiten. Für die Selbsteinschätzung kannst du dir z.B. folgende Fragen stellen:

  • Kannst du es dir finanziell erlauben, auch mal Geld zu verlieren?
  • Wirst du schnell nervös, wenn die Kurse deiner Wertpapiere fallen?
  • Hast du Angst vor Verlusten?
  • Magst du den Nervenkitzel von schwankenden Märkten?
  • Kannst du noch gut schlafen und dein Leben genießen, auch wenn dein Depot über Wochen, Monate oder sogar Jahre im Minus steht?

Je nachdem wie du diese Fragen für dich beantwortest, wird sich relativ schnell herauskristallisieren, ob du tendenziell zu den Anlegern gehörst, denen risikoarme bzw. konservative Anlageklassen mehr liegen, oder ob du zu denjenigen gehörst, die bereit sind auch hohe Risiken einzugehen. Konservative und risikoärmere Anlagen wurden im vorangegangenen Teil bereits besprochen. Wer bereit ist ein höheres Risiko einzugehen, kann sein Geld entsprechend auch in Einzelaktien, Optionen und Hebelzertifikate investieren.

Exkurs: Diversifikation

Diversifikation bedeutet im Grunde nichts anderes, als seine Investments zu streuen, um ein Klumpenrisiko im Depot zu vermeiden. Egal zu welcher Definition der Risikobereitschaft du gelangt bist, solltest du immer darauf achten, dass dein Portfolio ausreichend diversifiziert ist und du nicht ausschließlich auf einzelne Aktien, Anleihen oder andere Finanzprodukte setzt, sondern dein Geld breit über verschiedene Länder, Unternehmen und Branchen streust.

Schritt 3: Zeitaufwand einschätzen

Beim Zeitaufwand handelt es sich nicht um den Zeit Horizont, den man für sein Investment vorsieht, sondern um den zeitlichen Aufwand, den man aufbringen kann bzw. möchte, um möglichst erfolgreiche Investments zu tätigen. Um die richtigen Finanzanlagen zu finden und diese wahrzunehmen benötigt es viel Zeit, Information und Wissen. Daher sollte ein gewisses Maß an Interesse an Börse und Wirtschaft vorhanden sein, sofern man aktiv in Fonds, Einzelaktien und Optionen investieren möchte. Wer diese Zeit nicht aufbringen kann oder aufbringen möchte, dem stehen trotzdem noch diverse Optionen zur Verfügung trotzdem am Finanzmarkt teilzunehmen und von diesem zu profitieren. Eine Option wäre es sein Geld einem Vermögensverwalter anzuvertrauen, der dieses dann versucht möglichst gewinnbringend für einen zu investieren. Da dieses allerdings mit höheren Gebühren verbunden ist und oftmals einen Mindestbetrag erfordert, wählen viele Anleger eine zweite Option – das passive Investieren, auf das wir weiter vorne schon mal eingegangen sind. Das passive Investieren in z.B. ETFs bietet die Möglichkeit einfach und ohne großen Zeitaufwand am Finanzmarkt teilzunehmen. ETFs sind sogenannte Indexfonds, die lediglich sehr geringe Gebühren erheben und deren Ziel es ist einen vorgegebenen Index abzubilden. Die langfristige Rendite, die man mit solchen Produkten erzielt liegt daher relativ nah an der Markrendite.

Schritt 4: Anlagestrategie wählen

Sobald man die einzelnen Parameter der ersten drei Schritte für sich definiert hat, geht es darum die passende Strategie zu wählen. Wie bereits angesprochen gibt es viele verschiedene Strategien und jede von Ihnen hat Befürworter und Gegner. Hier kommt es also sowohl darauf an, dass die Wahl der Strategie zu deinen persönlichen Voraussetzungen passt, als auch deine Präferenzen widerspiegelt.

In einem der oberen Abschnitte findest du bereits kurze Vorstellungen verschiedener Strategien, wie der Value Strategie, der Growth Strategie oder auch der Dividendenstrategie (zu der im Lexikon auch noch ein gesonderter Artikel zu finden ist). Warren Buffet investiert zum Beispiel nach einem „Buy & Hold“ Prinzip, bei dem er Aktien einzelner, unterbewerteter Unternehmen kauft und diese sehr langfristig hält. Andere, ebenfalls erfolgreiche Investoren, setzen auf deutlich aktivere Ansätze und beschränken Ihre Investments auf nur wenige Titel. Sollte eines dieser Investments den geplanten Erfolg bringen, werfen sie dabei eine überdurchschnittliche Rendite ab. Dementsprechend sind solche Strategien aber auch deutlich risikoreicher und zeitaufwendiger.

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