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Lexikon

Market Timing

Unter Market Timing versteht man das kurz- und mittelfristige Prognostizieren von Kursbewegungen. Dadurch können in der Theorie bessere Kauf- und Verkaufpunkte gefunden werden. Für Privatanleger ist Market Timing nicht möglich. Der Aufwand und die benötigten Kenntnisse sind sehr hoch.

Kernpunkte

  1. Market Timing ist eine fortgeschrittene Methode zur Steigerung der Rendite.
  2. Mit verschiedenen technischen Hilfsmitteln werden bessere Kauf- und Verkaufpunkte gesucht.
  3. Bei einem sehr langfristigen Investment verliert der dadurch gewonnene Vorteil immer mehr an Wert.

Wie funktioniert Market Timing?

Die Kurse von Aktien schwanken auf kurze Sicht sehr deutlich. Diese Schwankungen können ausgenutzt werden, um langfristige Investitionen zu optimieren.

Folgendes Beispiel verdeutlicht den Effekt.

Die Aktie X hatte am 02.01.2021 einen Tages-Durchschnittskurs von 100 €. Innerhalb dieses Handelstages ist sie aber kurzfristig auf 95 € gefallen. Ein Investor konnte genau diesen Zeitpunkt abpassen und hat dann Aktie X zu einem Preis von 95 € gekauft. Ohne Market-Timing hätte er wahrscheinlich 100 € dafür gezahlt.

Im Laufe der nächsten 4 Jahre steigt die Aktie X auf 150 €. Mit einem Einstiegskurs von 100 € entspricht dies einer jährlichen Kurssteigerung von 10,7 %. Wenn man die Aktie allerdings am Tagestief für 95 € kaufen konnte, hätte man pro Jahr 12.1 % Rendite erzielt.

Durch das Kaufen zu günstigeren und das Verkaufen zu höheren Kursen kann die Performance also deutlich gesteigert werden.

Anwendung in der Praxis

In der Theorie klingt diese Methode nach einem Selbstläufer. In der Realität ist die Anwendung jedoch sehr schwer und für Privatanleger so gut wie unmöglich.

Die kurz- und mittelfristigen Bewegungen einer Aktie gelten allgemein als irrational. Niemand kann eine sinnvolle Prognose zum Kurs eines Wertpapiers in einer Stunde abgeben.

Große Banken haben Abteilungen voller Experten und Programmierer angestellt, um solche kurzfristigen Vorhersagen zu erstellen und den Markt richtig zu timen. Im Vergleich dazu hat man als Privatanleger keine Chance.

Die gute Nachricht ist, dass bei einem sehr langfristigen Investment (10 Jahre und mehr) der Einstiegskurs immer weiter an Bedeutung verliert. Wichtiger ist vielmehr, dass man anfängt.

Abgrenzung zum Warten auf günstigere Bewertungen

Wie oben bereits beschrieben, ergibt das kurzfristige Timen von Käufen und Verkäufen für die allermeisten Investoren keinen Sinn. Auf einer längerfristigen Skala ist das Warten auf günstigere Bewertungen jedoch eine sehr effektive Strategie. Beide Methoden sind streng voneinander zu trennen.

Folgendes Beispiel soll den Nutzen des Abwartens auf eine gute Bewertung verdeutlichen.

Nach tiefgründiger Analyse von Aktie X kommt der Investor zum Schluss, dass er sich an diesem Unternehmen gerne beteiligen würde. Das aktuelle KGV (Kennziffer der Aktienbewertung) ist jedoch deutlich über dem durchschnittlichen KGV. Grund dafür könnten zum Beispiel eine starke Euphorie oder ein Hype im Markt sein. Der Investor behält nun so lange die Aktie X im Blick, bis die Bewertung wieder attraktiv (daher nahe dem Durchschnitt) wird. Erst dann investiert er in das Unternehmen.

Durch das langfristige Abwarten auf günstigere Bewertungen kann die Rendite deutlich gesteigert werden.

Die Mount Everest Anekdote

Zum Thema Spekulation und Market Timing äußerte sich der Vermögensverwalter Gerd Kommer sinngemäß so: Wenn sie 10.000 durchschnittliche Menschen an den Fuß des Mount Everest stellen, wird einer mit viel Glück oben ankommen. Die anderen sind bei dem Versuch, den Berg zu besteigen, gestorben, aber einer hatte perfektes Wetter und sehr viel Glück. Wenn sie diesen erfolgreichen Bergsteiger bitten, die Besteigung im nächsten Jahr zu wiederholen, wird er sehr wahrscheinlich daran scheitern.

Diese Anekdote verdeutlicht das Problem der Reproduzierbarkeit. Unter den Millionen Privatanlegern in Deutschland wird es ein paar geben, welche mehrfach in Folge den perfekten Kaufzeitpunkt getroffen haben. Aber auch diese können das nicht Jahre lang reproduzieren.

Auf was müssen Privatanleger achten?

Market Timing ist eine legitime Methode. Sie wird von Banken und Hedgefonds teilweise erfolgreich angewandt. Für Privatanleger ist sie nicht reproduzierbar umsetzbar.

Dies ist allerdings nicht weiter tragisch. Bei sehr langfristigen Investitionen verliert der Einstiegskurs immer mehr an Bedeutung. Somit kommt eine Buy-and-Hold-Strategie ohne Market Timing aus.

Das längerfristige Warten auf günstigere Bewertungen kann sinnvoll sein.

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