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Lexikon

Tapering

Tapering bezeichnet das schrittweise Senken von expansiver Geldpolitik. Dies wird von den jeweiligen Zentralbanken der Länder durchgeführt. Es handelt sich um einen Begriff aus der Volkswirtschaftslehre. An den Börsen kommt Tapering meist nicht gut an. Häufig fallen die Kurse nach solch einer Ankündigung.

Kernpunkte

  1. Tapering ist eine Methode zur Reduktion expansiver Geldpolitik.
  2. Über Art und Ausmaß des Taperings entscheiden die jeweiligen Zentralbanken.
  3. Die Kurse von Aktien hängen stark von diesen Entscheidungen ab.

Eingriffe der Zentralbanken

Um Tapering zu verstehen, sollte erst der Grund für expansive Geldpolitik erklärt werden.

Zentralbanken (in den USA: FED, in Europa: EZB) haben unter anderem die Aufgabe, die Konjunktur zu stabilisieren und die Inflation in einem bestimmten Rahmen zu halten. Die Konjunktur ist das gesamtwirtschaftliche Wachstum einer Volkswirtschaft und schwankt in Zyklen.

Um diese Ziele zu erreichen, besitzen Zentralbanken ein Arsenal an verschiedenen Methoden. Zum einen kann der Hauptrefinanzierungssatz (meist als Leitzins bezeichnet) angepasst werden. Dies ist der Zins, zu welchem Banken von der Notenbank Geld leihen können. Offensichtlich hängt von diesem Leitzins auch der Zins bei Kreditaufnahme von Privatpersonen und Unternehmen bei normalen Banken ab.

Wenn eine Bank sich Geld für 5 % pro Jahr von der Notenbank leihen kann, wird sie dieses wahrscheinlich für 6 % oder mehr weiterverleihen. Das Geldhaus muss schließlich noch einen eigenen Gewinn erzielen. Beträgt der Leitzinssatz allerdings nur ein Prozent, kann die Bank dieses Geld auch für nur 2 % an Unternehmen weiterverleihen.

Es lässt sich festhalten, dass ein niedriger Leitzins zu niedrigen Zinssätzen für Unternehmen führt. In solch einem Umfeld investieren Unternehmen eher, was wiederum gut für die Konjunktur ist. Es gilt allgemein: Ein niedriger Leitzins führt zu vielen Investitionen und das führt zu einem hohen Wirtschaftswachstum (hohe Konjunktur).

Eine zweite Methode ist der Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Hierbei kaufen Zentralbanken diese Anleihen am normalen Kapitalmarkt. Wichtig zu verstehen ist, dass die Notenbanken das Geld für die Käufe neu schaffen. Sie drucken es also und geben es direkt für die Anleihen aus. Vor dem Kauf hatten sie dieses Kapital nicht.

Durch diese Maßnahmen steigt die Geldmenge im Wirtschaftskreislauf. Grund dafür ist die Neuschaffung von Kapital durch die Zentralbanken. Man spricht von expansiver Geldpolitik.

Das Problem mit expansiver Geldpolitik

Soweit klingt das oben beschriebene System ganz gut. Die Zentralbanken drucken einfach neues Geld und die Wirtschaft wächst in Folge. Wo ist also das Problem?

Inflation

Inflation beschreibt die Preiszunahme eines bestimmten Warenkorbes zum Vorjahr. Allgemein werden Preise für Produkte und Dienstleistungen, aber auch Löhne und Gehälter, von Jahr zu Jahr höher. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat als Zielgröße für diese Verteuerung 2 % pro Jahr definiert. Wenn ein Auto aktuell 10.000 € kostet, ist es vollkommen normal, dass ein vergleichbares Kfz zwölf Monate später 10.200 € kostet.

Aktuell (Stand November 2021) beträgt die Inflationsrate circa 5 % und ist damit deutlich zu hoch. Grund dafür ist die extrem expansive Geldpolitik der letzten Jahre. Die Zentralbanken haben Billionen Euro in den Markt gepumpt, um die Konjunktur hochzuhalten. Diese Erhöhung der Geldmenge spüren wir jetzt anhand der Inflation. Wenn jeder mehr Geld hat, wird eben auch alles teurer.

Erschöpfung der Methoden

Im November 2021 liegt der Leitzins bei 0,00 % und die EZB steckt allein jeden Monat 80 Milliarden Euro in Anleihen und Aktien. Das Arsenal der Zentralbanken ist damit fast am Limit. Sollte jetzt eine Krise eintreten,könnten die Notenbanken wahrscheinlich nicht stark genug darauf reagieren.

Wie funktioniert Tapering?

Nachdem nun klar ist, warum die Zentralbanken tapern sollten (Reduzierung Inflation, Reserve schaffen für Krise) ist die Frage, wie dies gemacht wird.

Der erste Schritt ist, die Summe der monatlichen Anleihekäufe der Notenbanken zu senken. Danach kann man darüber nachdenken, den Leitzins wieder leicht zu erhöhen.

Dies klingt zwar sehr einfach, aber bereits minimale Veränderungen an diesen Stellgrößen können riesige Auswirkungen in der Wirtschaft haben.

Bedeutung für Anleger

Der Wert einer Aktie misst sich sehr stark am aktuellen Zinsniveau. Wenn man bei einem Investment auf ein Girokonto gegenwärtig keine Zinsen bekommt, sind Wertpapiere deutlich attraktiver. Details dazu erklärt das finanzmathematische Verfahren des Abzinsens.

Die letzten Jahre waren für Aktien sehr gut, da entsprechende Alternativen gefehlt haben. Bei einer Erhebung der Leitzinsen bekommt ein Investment in Wertpapiere Konkurrenz.

Eine Erhöhung der Leitzinsen um wenige zehntel Prozentpunkte hat rational betrachtet keine großen Auswirkungen auf Aktien. Trotzdem würden diese in einer kurzfristigen Reaktion wahrscheinlich fallen.

Privatanleger sollten Ruhe bewahren, nach aktuellem Stand (November 2021) wird der Leitzins in den nächsten Jahren nicht deutlich erhöht. Das gute Umfeld für Aktien wird wahrscheinlich bestehen bleiben.

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