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Wird sich der Aktienkurs von Zooplus in den nächsten 10 Jahren erneut verzehnfachen?

Aktienanalyse Zooplus AG
WKN 511170
Preis 150 EUR
Ausstehende Aktien 7,06 Mio.
Marktkapitalisierung 1'059 Mio. EUR
Nettoliquidität 50 Mio. EUR
Enterprise Value 1'009 Mio. EUR
Datum 17.12.2017

Überblick

  • Zooplus ist Europas größter Onlinehändler für Tierbedarf.
  • Die Umsätze von Zooplus wachsen seit Börsengang in jedem Jahr mit über 20 % da immer mehr Tierbedarf bequem über das Internet bestellt wird.
  • Zooplus hat sich einen Marktanteil von über 50 % im Onlinehandel für Tierbedarf gesichert und ist eines der wenigen Unternehmen, das sich gegen Amazon behaupten kann.
  • Da in Europa erst 7-8 % aller Tierfutterbestellungen online getätigt werden, ist noch sehr lange sehr hohes Wachstum möglich.
  • Zooplus arbeitet seit Jahren profitabel, ist schuldenfrei und erzielt einen positiven free cashflow, kann sein Wachstum also selbst finanzieren.
  • Die Bewertung ist angesichts des anhaltend hohen Wachstums und der potentiellen Ertragskraft sehr attraktiv.

Die Analyse ist in 4 Teile strukturiert:

  1. Geschäftsmodell
  2. Bewertung
  3. Risiken
  4. Fazit

1. Geschäftsmodell

Zooplus kauft Tierfutter und Tierbedarf direkt von den Herstellern, lagert es in seinen Verteilzentren ein und verkauft es europaweit an Endkunden über die Zooplus-Websites. Zooplus wurde 1999 gegründet und ging 2008 an die Börse. Aktuell notiert die Aktie bei 150 EUR und damit weit über dem ersten Kurs von 13 EUR. Die Aktie hat sich in weniger als 10 Jahren mehr als verzehnfacht. In 2016 wurde mit knapp 400 Mitarbeitern ein Umsatz von 908 Mio. EUR und ein EBIT von 18 Mio. EUR erwirtschaftet.

Segmente

Zooplus unterhält keine stationäre Läden, sondern ausschließlich Onlineshops in 30 europäischen Ländern. Es werden mit über 8.000 Produkten nahezu alle erdenklichen und verfügbaren Produkte für jede Haustierart angeboten. 82 % der Umsätze entstammen Tierfutter, 18 % Tierzubehör wie z.B. Katzenbäumen, Tierspielzeug usw. Jeweils knapp 50 % der Umsätze werden mit Hunde- und Katzenprodukten erzielt, alle weiteren Tierarten sind für Zooplus eher unbedeutend.

Märkte

Quelle: Zooplus

Zooplus ist in ganz Europa in 30 Ländern aktiv und hat in allen Märkten eine dominierende Marktposition als klarer Marktführer erreicht. Außerdem wuchsen die Umsätze in 2016 in allen Märkten klar zweistellig. Wichtigster Markt für Zooplus ist der DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) mit einem Umsatz von 285 Mio. EUR bzw. 31 % der Gesamtumsätze. Selbst in diesem größten Absatzmarkt hat Zooplus erst einen Marktanteil von 5,4 % des Tierbedarfsmarktes erreicht und verfügt somit noch über enormes langfristiges Wachstumspotential. Die meisten Europäer kaufen ihren Tierbedarf noch in der Offline-Welt ein.

Kundennutzen

Quelle: Zooplus

Seit 2010 hat sich laut Euromonitor und Zooplus der Anteil der Online-Käufe am europäischen Tierbedarfsmarkt von 1-2 % in 2010 auf 7-8 % in 2016 vervielfacht. Eigentlich verwunderlich, dass die meisten Europäer ihren Tierbedarf immer noch in "echten" Läden einkaufen, denn ein Online-Kauf bringt für die Kunden zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Bequemlichkeit: Schweres Tierfutter wird direkt an die Haustüre geliefert.
  • Preisvorteil: Zooplus ist deutlich billiger als die Offline-Konkurrenz. Mit jedem Einkauf können Kunden Geld sparen.
  • Auswahl: Bei Zooplus gibt es nahezu jedes verfügbare Produkt.

Daher wird sich meiner Meinung nach langfristig mindestens 50 % des Tierbedarfsmarktes in die Online-Welt verlagern. Für Zooplus bedeutet ein enormes Marktpotential.

Burggraben/Pricing Power und Wettbewerber

Erst die Spezialisierung auf den Tierbedarfsmarkt macht Zooplus so erfolgreich. Denn durch die Spezialisierung auf diese Nische konnte Zooplus einen enormen Marktanteil aufbauen. Das bedeutet: Zooplus bekommt immer günstigere Einkaufspreise, Zooplus wird eine bekannte Kundenmarke und Zooplus kommt in die komfortable Situation, Effizienzgewinne aus der enormen Größe zu heben.

Quelle: Zooplus

Zwar erzielen die Offline-Anbieter Fressnapf und Pets-at-Home im Jahr 2016 noch höhere Umsätze als Zooplus, doch wachsen die Umsätze mit unter 10 % pro Jahre deutlich langsamer als bei Zooplus. Schon in wenigen Jahren wird Zooplus daher Europas größter Anbieter von Tierbedarfsprodukten sein. Der Online-Marktanteil von Zooplus liegt deutlich über 50 %. Hierbei fallen zwei Dinge auf:

  • Erstens gelingt es den großen Offline-Anbietern nicht, auch in der Online-Welt zu einer festen Größe zu werden. Und das, obwohl Fressnapf und Pets-at-Home über enorm viel Kapital und Know-How in der Offline-Welt verfügen. Der Online-Umsatz der größten beiden Offline-Anbietern zusammen erreichte in 2016 weniger als 10 % der Umsätze von Zooplus. Zooplus ist in der Online-Welt also mehr als den Faktor 10 größer als die beiden bedeutendsten Konkurrenten zusammen.
  • Zweitens erzielte Zooplus in 2016 mit über 900 Mio. EUR Umsatz fast das fünffache von Amazon. Zooplus gelingt es seit der Gründung in 1999, Amazon erfolgreich auf Abstand zu halten. Für Amazon selbst ist der Tierbedarfsmarkt gar nicht so interessant: Es gibt andere Märkte, die für Amazon leichter und schneller zu erschließen sind. Außerdem sind die Bestellungen von Tierfutter oft schwer, weshalb eine spezielle Logistik und Verpackung notwenig ist. Zooplus hat sich auf den Versand von schweren Artikeln fokussiert. Außerdem kann Zooplus mit seiner mittlerweile ansehnlichen Größe viel bessere Preise anbieten als Amazon. Für Kunden gibt es also keinen richtigen Grund, Tierfutter bei Amazon zu bestellen.

Kommen wir nun zu den Wettbewerbsvorteilen von Zooplus:

Quelle: Zooplus
  • Durch die steigenden Umsätze kann Zooplus Jahr für Jahr Größenvorteile (economies of scale) heben. So konnten beispielsweise die Marketingkosten von 6,1 % der Umsätze in 2011 auf nur noch 1,4 % der Umsätze in 2016 gesenkt werden. Auch die Logistikkosten sinken von Jahr zu Jahr, genau wie Payment-, IT- und Personalkosten. Durch die hohe Skalierbarkeit steigen die Kosten von Zooplus deutlich langsamer als die Umsätze. Ich gehe fest davon aus, dass dieser Trend auch in Zukunft anhalten wird.
  • Die Kostenvorteile gibt Zooplus nun an seine Kunden über noch günstigere Preise weiter. Dadurch werden noch mehr neue Kunden angezogen, was wiederum die Umsätze erhöht und damit zu einer neuen Runde von Kostenvorteilen führt.

Als Folge dessen kann Zooplus seine Preise immer weiter absenken und sich damit einen enormen Wettbewerbsvorteil aufbauen. Trotz der permanenten Preissenkungen hat sich die Gewinnmarge seit 2011 von -1,5 % auf 2,0 % in 2016 verbessert.

Quelle: Zooplus

Da Hunde und Katzen jeden Tag aufs neue Hunger bekommen, sind die Kunden von Zooplus stets wiederkehrend. So bestellten die vor 2009 gewonnen Kunden in 2016 Waren im Wert von 91 Mio. EUR und damit mehr als noch im Jahr 2011 mit 90 Mio. EUR. Ist ein Kunde einmal gewonnen, bleibt er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Kunde von Zooplus. Dazu kommt: Da die Besitzer genau wissen, was dem lieben Tier schmeckt, sind die Rücksenderaten mit unter 2 % sehr gering. Tierbedarf ist damit ein optimales Online-Gut.

Langfristige Trends

Quelle: Zooplus
  • Der europäische Haustiermarkt wächst mit rund 3 % pro Jahr deutlich stärker als die europäische Wirtschaft. Was für uns Investoren noch viel besser ist: Der Haustiermarkt ist überhaupt nicht zyklisch, sondern wächst völlig unabhängig von äußeren Einflüssen Jahr für Jahr. Selbst die Finanzkrise 2008/2009 ist auf der Grafik überhaupt nicht zu erkennen.
  • In Europa steigt die Lebenserwartung immer weiter an und es gibt mehr und mehr Rentner mit viel Freizeit. Die Anschaffung eines Haustiers ist für viele Menschen ein Ausweg aus der Einsamkeit. Hunde und Katzen sind sehr treu, halten die Herrchen fit und vertrauen ihren Besitzern. Das führt zu einer deutlichen Steigerung der Lebensfreude. Daher gibt es in Europa immer mehr Haustiere.
  • Ein Investment ist Zooplus ist aber aus einem anderen Grund viel spannender: Haustierbedarf über das Internet zu kaufen ist für Kunden bequemer, günstiger und die Auswahl ist größer. Seit 2010 hat sich der Marktanteil der Online-Umsätze von 1-2 % auf 7-8 % in 2016 gesteigert. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Daher wird Zooplus noch viele Jahre davon profitieren, dass die Kunden die Vorteile des Online-Einkaufens von Haustierprodukten entdecken.

Langfristige Strategie

Zooplus hat sich selbst mittelfristige Ziele gesetzt:

  • Der Umsatz soll von 2016 bis 2020 von 908 Mio. EUR auf über 2.000 Mio. EUR ansteigen. Auch in den Jahren danach soll der Umsatz weiter stark zulegen.
  • Höchste Priorität haben das Umsatzwachstum und ein steigender Marktanteil. Wie weiter oben in der Analyse beschrieben, bleiben Kunden typischerweise bei Zooplus, wenn sie erst einmal gewonnen wurden. Es gibt aus Kundensicht ja auch kein Grund, von Zooplus wegzuwechseln.
  • Zooplus stellt das langfristige Umsatzwachstum über die kurzfristige Gewinnmaximierung. Denn je höher Umsatz und Marktanteil, desto höher ist das langfristige Gewinnpotential.
  • In 2020 soll dennoch ein operativer Gewinn (EBT) von über 60 Mio. EUR aus dem Bestandskundengeschäft erzielt werden. Das wäre mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem Gewinn aus 2016.
  • Im Geschäftsbericht 2010 schreibt der Vorstand im Bericht an die Aktionäre, langfristig eine Gewinnmarge von 8-10 % mit den Bestandskunden erreichen zu wollen.
Quelle: BörseARD
  • Am 15. September hat Zooplus per Ad-Hoc-Mitteilung bekanntgegeben, sein Gewinnziel für 2017 von 17-22 Mio. EUR nicht mehr erreichen zu können. Der Gewinn in 2017 soll nun nur noch im einstelligen Millionenbereich liegen. Daraufhin ist der Aktienkurs von über 200 EUR auf unter 150 EUR gefallen. Als Grund hat das Management höhere Investitionen in Marketing, IT und den Ausbau der Logistik angegeben um das Umsatzwachstum weiter zu beschleunigen.
  • Ich persönlich werte die Meldung als ein positives Zeichen. Das Management hat einmal mehr klargemacht, dass es kurzfristig schmerzhafte Entscheidungen trifft, um langfristig noch größer und profitabler werden zu können. Da ich Zooplus schon länger beobachte, habe ich den Kursrückgang zum Einstieg genutzt und bin nun Zooplus-Aktionär.

Management

Quelle: Zooplus

Dr. Cornelius Patt hat Zooplus 1999 selbst gegründet und leitet das Unternehmen seitdem. Als Gründer hält er zusammen mit den weiteren Vorständen 5 % der Zooplus-Aktien und damit Aktien im Wert von mehr als 50 Mio. EUR. Mir gefällt die Art und Weise, wie Zooplus geführt wird, sehr gut. Das Unternehmen ist meiner Meinung nach ein einzige Erfolgsgeschichte, Zooplus ist gründergeführt und das Management besitzt selbst Aktien, sodass Aktionäre und das Management im selben Boot sitzen.

Aktionärsstruktur

Quelle: Zooplus

Zooplus verfügt über einen sehr breiten Aktionärskreis. Wie eben erwähnt, hält das Management selbst 5 % der Aktien. Größter Aktionär ist mit 13,53 % der Aktien die Maxburg Beteiligungen GmbH & Go. KG unter Leitung von Florian Seubert, der Zooplus mitgegründet hat. Maxburg ist ein langfristiger Investor. Daneben halten einige Fondsgesellschaften Anteile von Zooplus und auch der norwegische Staatsfonds (Norges Bank Investment Management). Die Norweger haben ebenfalls einen sehr langfristigen Zeithorizont.

2. Bewertung

Wachstumskennziffern-Umsatzentwicklung

Zooplus erzielte in 2007 einen Umsatz von 55 Mio. EUR, 2016 bereits 908,6 Mio. EUR, ein gigantisches Wachstum. Bis 2020 möchte das Unternehmen seine Umsätze erneut mehr als verdoppeln und auch danach kräftig weiter wachsen. Der europäische Haustiermarkt ist bereits heute 26 Mrd. EUR groß, Zooplus hat also noch viel Raum für Wachstum.

Das jährliche Umsatzwachstum nimmt stetig ab, allerdings hat das Unternehmen nun ja auch schon eine beachtliche Größe erreicht. Es ist nunmal leichter, von 50 Mio. EUR Umsatz auf 100 Mio. EUR Umsatz zu wachsen, als von 1.000 Mio. EUR Umsatz auf 2.000 Mio. EUR Umsatz, da das absolute Umsatzwachstum dann nicht mehr 50 Mio. EUR, sondern 1.000 Mio. EUR beträgt. Die Analysten erwarten im Zeitraum bis 2020 aber weiterhin ein durchschnittliches Umsatzwachstum von über 20 % pro Jahr.

Ich persönlich rechne damit, dass Zooplus auch in 10 Jahren noch ein Umsatzwachstum von über 10 % jährlich erzielen wird. Treffen wir mal ein paar Annahmen über das künftige Umsatzwachstum:

  • Der Umsatz steigt bis 2020 auf 2.000 Mio. EUR (Unternehmensziel).
  • In den Jahren von 2020 bis 2027 steigt der Umsatz jährlich nur noch um 10 % und verdoppelt sich damit erneut bis 2027 auf dann 4.000 Mio. EUR.

Gewinnentwicklung

Zooplus hat seit Börsengang im Jahr 2008 mehr oder weniger sämtliche Gewinne in weiteres Wachstum investiert. Seit 2011 ist die Gewinnmarge dann trotz massiver Wachstumsinvestitionen angestiegen, weil Skaleneffekte greifen. 2017 hat Zooplus das Wachstumstempo erneut erhöht und wird voraussichtlich weniger verdienen als im Vorjahr. Dadurch steigt das langfristige Gewinnpotential aber umso stärker an. Die Analysten erwarten in den kommenden Jahren einen deutlichen Gewinnanstieg und sehen Zooplus nun auf dem Weg zu deutlich steigenden Gewinnen.

Die Gewinnmarge pendelte in den letzten 10 Jahren um die Nulllinie, weil alle Gewinne sofort in weiteres Wachstum investiert wurden. Würde Zooplus das Wachstumstempo drosseln, so würde sich schnell eine Gewinnmarge von über 5 % einstellen. Alleine die Neukundengewinnung kostete Zooplus im letzten Jahr über 15 Mio. EUR. Das drückt natürlich auf den derzeitigen Gewinn, erhöht aber das langfristige Gewinnpotential. Zooplus ist eine Wachstumsaktie.

Das Management selbst hat im Geschäftsbericht 2010 geschrieben, mit den Bestandskunden langfristig eine Gewinnmarge von 8-10 % erreichen zu wollen. Übertragen wir diese Aussage mal auf die Umsatzschätzung:

  • 2020 liegt bei einem Umsatz von 2.000 Mio. EUR eine Gewinnmarge von 3 % an, was ein EBIT von 60 Mio. EUR ergibt.
  • 2027 liegt bei einem Umsatz von 4.000 Mio. EUR eine Gewinnmarge von 8-10 % an, was ein EBIT von 320-400 Mio. EUR ergibt. Das entspricht einem operativen Gewinn je Aktie von 45-57 EUR in 2027. Zum Vergleich: Der aktuelle Aktienkurs liegt gerade einmal bei 150 EUR.

Dividende

Zooplus zahlt als Wachstumsaktie derzeit keine Dividende, da alle Gewinne reinvestiert werden. Zooplus ist aber profitabel genug, um das eigene Wachstum ohne Kapitalerhöhungen zu finanzieren. Mit langfristig steigender Gewinnmarge wird Zooplus beginnen, Dividenden zu zahlen. Meiner Meinung nach dürfte Zooplus in 3-5 Jahren mit Dividendenzahlungen beginnen.

Rentabilitätskennziffern

Da Zooplus trotz des starken Wachstums profitabel arbeitet, erzielt das Unternehmen auch eine positive Kapitalverzinsung. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) lag in 2016 bei 20,89 %. Grund dafür: Das Geschäftsmodell als Händler ist nicht gerade kapitalintensiv.

Zooplus kann sich selbst finanzieren und benötigt keine Kapitalerhöhungen, die künftige Gewinne verwässern würden. Mit steigender Gewinnmarge wird die Rendite auf das eingesetzte Kapital künftig stark ansteigen, was dann die Basis für weiteres Wachstum und hohe Dividendenzahlungen sein wird.

Nach meinen Berechnungen dürfte der free cashflow 2017 und 2018 mit ca. -7 Mio. EUR und -3 Mio. EUR leicht negativ sein und ab 2019 klar positiv.

Verschuldungskennziffern

Zooplus ist schuldenfrei und sitzt auf Bankguthaben in Höhe von ca. 50 Mio. EUR. Damit dürfte sich auch der negative free cashflow in 2017 und 2018 gut finanzieren lassen.

Verschuldungsrisiken bestehen keine.

Der Gewinn im Bestandskundengeschäft ist sehr stabil und ermöglicht das hohe Neukundenwachstum. Da Zooplus in einem nichtzyklischen Markt tätigt ist, dürften sich die Gewinne künftig auch sehr stabil nach oben entwickeln.

Einordnung nach Peter Lynch

Da das Geschäftsmodell nicht-zyklisch ist und die Umsätze in den letzten 10 Jahren in jedem einzelnen Jahr mit über 20 % gestiegen sind, stufe ich Zooplus in die attraktivste Kategorie Fast Grower ein.

Diese gilt es relativ unabhängig von der aktuellen Bewertung einfach sofort zu kaufen und dann so lange wie möglich zu halten, um das enorm hohe Gewinnwachstum mitzunehmen. Das starke Gewinnwachstum sorgt mittelfristig dafür, dass sich auch eine anfangs hohe Bewertung schnell relativiert. Das Unternehmen wächst in das Bewertungsniveau hinein. Daher gilt bei dieser Art von Aktien: Keine Angst vor leicht erhöhten KGVs. Größtes Risiko dieser Kategorie von Aktien ist laut Peter Lynch eine nachhaltige Verringert des Wachstumstempos. Diesbezüglich sehe ich derzeit aber überhaupt keine Gefahr, da der Online-Anteil erst bei 7-8 % des Tierbedarfsmarktes liegt.

Die Fast Grower haben laut Lynch unter allen Aktienkategorien die höchste Renditeerwartung.

Renditeerwartung

Die Renditeerwartung beschreibt die jährliche Rendite, die wir von einer Investition langfristig erwarten können. Sie setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: Der aktuellen Bewertung im Verhältnis zum langfristigen Mittelwert der Bewertung und aus dem Gewinnwachstum sowie den Ausschüttungen während der Haltedauer der Aktie.

Die aktuelle Bewertung liegt mit einem Enterprise Value/Umsatz-Verhältnis (zu lesen wie das KUV, je niedriger, desto besser, im Gegensatz zum KUV werden neben dem Börsenwert auch noch die Schulden mit einbezogen) von aktuell 0,93 8 % über dem historischen Mittelwert der letzten 10 Jahre und 3 % über dem historischen Mittelwert der letzten 5 Jahre. Wir können also davon ausgehen, dass die Zooplus-Aktie aktuell in etwa fair bewertet ist. Der Seitwärtslauf der Aktie in den letzten beiden Jahren hat die Bewertung absinken lassen, da die Umsätze weiter gestiegen sind. Daher erscheint mir das aktuelle Kursniveau aus Bewertungssicht attraktiv.

Umso mehr, wenn wir die Alternative Assetklasse Anleihen mit 0 % Renditeerwartung als Opportunität betrachten.

Bleibt die Bewertung auch in Zukunft knapp unter dem Jahresumsatz, so "muss" die Aktie künftig in jedem Jahr so stark steigen, wie die Umsätze gestiegen sind.

Gemäß Peter Lynch spielt bei einer Wachstumsaktie wie Zooplus die aktuelle Bewertung aber eh keine allzu große Rolle, da das Unternehmen durch das starke Umsatzwachstum eh in (fast) jede Bewertung hineinwächst. Diesen Effekt konnten wir bei Zooplus in den letzten beiden Jahren genau beobachten: Während die Bewertung zum Jahresende 2015 mit einem EV/Umsatz von 1,36 deutlich erhöht war, ist sie bei nahezu gleichem Kurs zwei Jahre später schon wieder im langfristigen Mittelwert.

Viel wichtiger ist bei einer Wachstumsaktie die Rendite, die sich aus dem langfristigen Umsatz- und Gewinnwachstum ergibt. Wachsen die Umsätze stark, muss es der Kurs auch tun, damit sich das Bewertungsniveau nicht verändert. Da verwundert es auch nicht mehr, dass Zooplus auf Sicht von 10 Jahren mit einem Kursanstieg von 13 EUR auf 150 EUR zu einer der besten Aktien überhaupt zählt. Das Unternehmen wurde größer und wertvoller, und deshalb ist auch der Kurs so stark gestiegen.

Da bei Zooplus die EV/Umsatz-Bewertung in den letzten 10 Jahren nahezu konstant geblieben ist, können wir auch für die Zukunft vereinfachend annehmen: Umsatzwachstum=Gewinnwachstum. Tendenziell dürfte die Gewinnmarge mit steigende Größe stetig auf den langfristigen Zielwert von 8-10% ansteigen, sodass das Gewinnwachstum das Umsatzwachstum die nächsten Jahre deutlich übersteigen wird. Kommen wir nun zur Renditeberechnung:

  • Das aktuelle, organische Umsatzwachstum liegt bei 28 % pro Jahr. In den Jahren bis 2020 rechne ich mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von "nur" noch 20 % pro Jahr. De Aktienkurs "muss" also mit 20 % pro Jahr steigen, damit das EV/Umsatz-Verhältnis konstant bleibt.
  • Die free-cashflow-Rendite liegt derzeit noch bei ca. 0 %. Mit steigender Größe wird das Umsatzwachstum schwächer werden, die Gewinnmarge aber dafür umso höher. Der Beitrag des Umsatzwachstums wird also geringer werden, der Beitrag der free-cashflow-Rendite umso höher.
  • Dadurch ergibt sich eine zu erwartende jährliche Rendite von ca. 20 % pro Jahr, sofern das Bewertungsniveau konstant bleibt. Das würde in 10 Jahren einen Kurs je Aktie von 928 EUR (!) bzw. eine Versechsfachung des eingesetzten Kapitals bedeuten.

Diese Renditeerwartung liegt ein wenig unter der historischen Rendite, die Investoren bei einem langen Anlagezeitraum in Zooplus erzielt haben. Die seit Börsengang 2008 erzielte, jährliche Rendite liegt bei unglaublich hohen 31 %. In den letzten 9 Jahren konnten Investoren ihr Kapital mit einer Investition in Zooplus um 1.000 % erhöhen und ihr Vermögen damit verzehnfachen. Aus meiner Sicht spricht bei langfristiger Haltedauer auch in Zukunft nichts dagegen, dass Zooplus für Investoren erneut zum Tenbagger wird, den Einsatz also mehr als verzehnfachen wird.

Bei der Analyse der historischen Umsatzentwicklung habe ich meine Prognose für den Umsatz der Zooplus AG in 10 Jahren aufgestellt: 4.000 Mio. EUR. Bei einer angenommen Gewinnmarge von dann 8-10 % ergibt sich ein EBIT je Aktie von 45-57 EUR im Jahr 2027. Das entspricht einem Gewinn je Aktie von 31-40 EUR (angenommene Steuerquote 30 %, keine Zinskosten da keine Schulden) im Jahr 2027. Bewertet mit einem 20er KGV würde das auf einen Kurs je Aktie von 620 EUR bis 800 EUR im Jahr 2027 hinauslaufen.

Beide Verfahren haben eines gemeinsam: Sie zeigen auf, was für unglaubliche Chancen in der Zooplus-Aktie stecken. Doch wie steht es um die Risiken?

3. Risiken

Ewigkeitsfaktor: Wie wahrscheinlich ist es, dass es dem Unternehmen in 10 Jahren besser geht als heute?

Ich sehe die Wahrscheinlichkeit bei fast 100 %. Seit Jahren weist das Unternehmen stabil steigende Umsätze auf. Mehr Umsätze bedeuten mehr Skaleneffekte. Mehr Skaleneffekte bedeuten geringere Kosten, die dann zu geringeren Preisen führen. Geringe Preise ziehen neue Kunden an, wodurch wiederum die Umsätze ansteigen.

  • Größtes Risiko: Der Wettbewerber Amazon greift Zooplus massiv an. Amazon ist viel besser kapitalisiert als Zooplus und könnte die Preise über Jahre hinweg massiv nach unten drücken (und dabei selbst erhebliche Verluste in Kauf nehmen), bis Zooplus als Wettbewerber zum Aufgeben gezwungen würde. Danach könnte Amazon die Preise nach Belieben erhöhen. Ich sehe dieses Risiko als gering an. Zum einen gibt es für Amazon genug andere und größere Märkte, die angegriffen werden. Zum anderen würde sich Amazon mit einer solch brutalen Aktion ein sehr schlechtes Image aufhalsen und die europäischen Kartellbehörden würden wohl auch nicht einfach so zuschauen, sodass Amazon als Folge einer solchen Aktion in Europa künftig einige neue Gesetze aufgebrummt bekommen würde, die das Geschäft von Amazon nicht gerade fördern würden. Zuletzt ist Amazon mit der Übernahme von Whole Foods Markets eh einen anderen Weg gegangen. Würde Amazon Interesse am Tierbedarfsmarkt bekommen, so wäre eine für die Zooplus-Aktionäre hoch lukrative Übernahme meiner Meinung nach genauso wahrscheinlich wie ein existenzvernichtender Preiskrieg. Generell halte ich dieses Szenario eines brutalen Angriffs von Amazon aber für sehr unwahrscheinlich. In fünf Jahren verfügt Zooplus wohl eh über die notwenige Größe, um auch einen solchen Angriff aushalten zu können.
  • Risiko: Die Offline-Wettbewerber Fressnapf und/oder Pets-at-Home verbessern ihre Onlineshops und läuten einen Preiskampf ein. Dieses Szenario halte ich für noch unwahrscheinlicher, da Zooplus eine Menge Know-How in der Online-Welt aufgebaut hat. Die Wettbewerber müssten erst einmal eine Logistikinfrastruktur aufbauen, was ebenfalls sehr teuer und zeitaufwändig wäre. Außerdem überholt Zooplus den Umsatz der Offline-Anbieter wohl in 2019 und ist dann unangefochtener Spitzenreiter. Auch die bisher verschwindend geringen Online-Umsätze der Wettbewerber sind ein weiterer Indikator dafür, dass die Konkurrenz den Online-Markt nicht so gut beherrscht wie es Zooplus tut.
  • Weitere Risiken: Wie jedes Unternehmen ist Zooplus zahlreichen weiteren Risiken ausgesetzt (IT-Risiken...). Diesen Risiken stehen aber auch entsprechende Chancen gegenüber.
  • Disruptive Risiken erkenne ich keine. Ich kann mir derzeit kein Szenario vorstellen, in dem wir Menschen keine Haustiere mehr halten. Liebe und Zuneigung, die ein Tier uns Menschen schenkt, sind ein absolutes menschliches Grundbedürfnis.

Der hohe Marktanteil als Europas größter Online-Tierbedarfshändler sichert einen stabilen Wettbewerbsvorteil: Durch Größeneffekte stets geringere Kosten als die Konkurrenz zu haben.

Gesamteinschätzung: Jedes Unternehmen ist permanent Risiken ausgesetzt. Bei Zooplus erkenne ich lediglich im Amazon-Angriffs-Szenario ein potentiell bestandsgefährdendes Risiko, halte den Eintritt dieses Risikos aber für sehr unwahrscheinlich. Daher gehe ich davon aus, dass dieses Unternehmen in 10 Jahren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel besser dastehen wird als noch heute. Entsprechend dürfte sich auch der Aktienkurs im Laufe der Jahre weiter deutlich nach oben bewegen.

4. Fazit

  • Ich halte Zooplus für kaufenswert, weil wir Investoren mit einem Investment in Zooplus uns an einem gut geführten Unternehmen mit enorm hohen und stabilen Wachstumsraten und gleichzeitig geringen Risiken beteiligen können. Ich sehe die Erfolgsgeschichte voll intakt.
  • Der aktuelle Kursrückgang von rund 25% dürfte eine übertreibende Reaktion kurzfristig agierender Marktteilnehmer sein. Ein Teil des Kursrückgangs ist auf den allgemein leicht zurückgekommenen Aktienmarkt zurückzuführen, ein anderer auf die gesenkte Gewinnprognose für 2017. Die mittel- und langfristigen Aussichten haben sich meiner Meinung nach aber in keiner Art und Weise verschlechtert und sich nach wie vor äußerst vielversprechend. Folglich stellt der aktuelle Kursrückgang für mich eine Kaufchance mit Rabatt für langfristig agierende Marktteilnehmer dar. Hinweis in eigener Sache: Deshalb habe ich selbst kürzlich bei Zooplus zugegriffen und eine erste Position aufgebaut.
  • Der Trend zum Onlineeinkauf von Tierbedarf spielt dem Unternehmen langfristig in Hände. Es sind noch viele Jahre stark steigender Umsätze zu erwarten, da noch immer 92-93 % des Tierbedarfs in der Offline-Welt gekauft wird. Argumente wie Bequemlichkeit und geringere Preise sind aber unschlagbar und werden dafür sorgen, dass immer mehr Kunden ihren Tierbedarf online, und damit bei Zooplus, erledigen werden. Dieser Megatrend ist voll intakt und treibt die Umsätze und den Aktienkurs nachhaltig massiv nach oben.
  • In den nächsten 10 Jahren dürfte sich die Gewinnmarge aufgrund der sich einstellenden Skaleneffekte langsam in Richtung 8-10 % bewegen, sodass Zooplus auch eine Menge Geld verdienen wird.
  • Aus dem IRR-Modell lässt sich eine langfristige, jährliche Renditeerwartung von ca. 20 % pro Jahr ableiten. Die Bewertung auf Basis EV/EBIT liegt aktuell in etwa im langfristigen Durchschnitt.
  • Aus der Gewinnprognose für 2027 lässt sich ein Zielkurs von 620-800 EUR in 10 Jahren ableiten.
  • Als schnell und stetig wachsendes Unternehmen ist Zooplus gemäß Peter Lynch eines der wenigen, begehrten fast grower. Diese Unternehmen kaufen Investoren am besten sofort und halten sie dann solange, wie die langfristigen Kurstreiber intakt sind. Während der Haltedauer werden Jahr für Jahr starke Umsatz- und Gewinnanstiege verbucht, die die Aktie nachhaltig und stark nach oben treiben. Ich sehe kein Ende der langfristigen Kurstreiber auf uns zukommen. Daher sollte die Aktie vorerst ohne Verkaufsziel dauerhaft gehalten werden. Bei einem Verkauf würden wir Investoren uns nämlich von sämtlichem künftigen Wachstumspotential trennen-und wir müssten auch erstmal eine bessere Alternative zu Zooplus finden.
  • Größter Kurstreiber bleibt der der Schwenk zur Online-Bestellung von Tierbedarf , größtes Risiko der hohe die Konkurrenz durch Amazon.
  • Nachkaufen würde ich alle 10-15 EUR Kursrückgang. Also eine erste Position beim aktuellen Kurs von rund 150 EUR aufmachen, und dann, sofern die Aktie Kurse von 135 EUR oder gar 120 EUR erreicht, jeweils eine weitere Position nachkaufen.

Kapitalistische Grüße,
Jonathan Neuscheler

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Transparenzhinweis und Haftungsausschluss: Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung von AlleAktien oder den für AlleAktien tätigen Autoren statt, dieser Beitrag ist eine journalistische Publikation und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgendeines Wertpapieres dar. Der Kauf von Aktien ist mit hohen Risiken bis hin zum Totalverlust behaftet. Deine Investitionsentscheidungen darfst du nur nach eigener Recherche und nicht basierend auf den Informationsangeboten von AlleAktien treffen. AlleAktien und die für AlleAktien tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Der Autor hält derzeit Aktien der Zooplus AG.